Trainings- und Urlaubswoche auf Teneriffa
November 2014. Eigentlich sollte es ein kurzer Urlaub werden. Und ja, ein bisschen haben wir uns in Teneriffa auch an den Strand gelegt. Ungefähr eine Stunde. Dann wurde es langweilig. Und so wurde aus den wenigen Tagen auf der Insel eine erlebnisreiche Zeit!
Ich schreibe diesen Beitrag rückblickend im Jahr 2016. Einige Details sind also in Vergessenheit geraten. Aber die spannendsten Erlebnisse sind immer noch präsent. Und zum Glück gibt es ja Fotos, die den Erinnerungen auf den Sprung helfen.
1. Tag: Anreise
Am 12. November flog ich mit Ryanair von Frankfurt Hahn nach Teneriffa Süd. Dann weiter mit dem Taxi nach La Caleta, einem kleinen Touristenort an der Costa Adeje nahe Los Cristianos. Michaela war schon früher angereist und wartete am Eingang unseres Hotels, dem Hovima Jardin Caleta.
Wir nutzten den Nachmittag für eine kurze Strandwanderung. Dann noch eine kleine Joggingrunde, bevor es zum üppigen Abendessen ging. Das Buffet morgens und abends war ein echtes Highlight, auf das ich mich jeden Tag des Urlaubs gefreut habe 🙂
2. Tag: Rundfahrt zum Teide
Am nächsten Tag machten wir eine Rundfahrt mit dem Auto. Ein bisschen die Gegend erkunden. Erst steil bergauf über eine entlegene, verwinkelte Straße zum Ort Barrio Taucho. Nur, um dann den Berg auf der Parallelstraße im Zick-Zack wieder runterzufahren. Dabei hatten wir eine super Sicht auf die Nachbarinsel La Gomera. Könnte man da vielleicht rüber schwimmen? Nur so eine Idee. Es sah gar nicht weit aus. Einige Tage später würde ich diesen Plan schnell wieder verwerfen – aber der Reihe nach.
Wir fuhren von nun an nur noch auf größeren Straßen. Einfach, um sicherzustellen, dass es am Ende nicht wieder in einer Buckelpiste endet. Über die Autobahn ging es zurück Richtung Süden und dann über La Camella, Arona und Vilaflor hoch zum Krater am Vulkan Teide. Aufgrund besonderer Thermik liegt der Krater in der Regel über den Wolken, die meist auf rund 1500 Metern „festhängen“. Man fährt also durch die Wolkendecke durch! Der Teide ist mit 3718 Metern nicht nur der höchste Berg auf Teneriffa, sondern in ganz Spanien. Er ragt wie ein Kegel aus dem riesigen Krater empor. Sensationelle Landschaft da oben, fast wie auf dem Mond. Ich war begeistert!
Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Los Cristianos. Micha kannte eine gute Adresse eines Radverleihs, und dort klappte es auch gleich. Ab dem übernächsten Tag reservierten wir 2 Rennräder für 3 Tage.
3. Tag: Strand
Ein echter Urlaubstag am Strand. Na gut, ich war eine Stunde schwimmen, als es langweilig wurde. Super Wassertemperatur. Schwimmen war aber leider nur parallel zum Strand möglich, weil weiter draußen die Motorboote herumdüsten.
Am späten Nachmittag drehte ich noch eine längere Laufrunde. Hier habe ich mich zwischenzeitlich etwas verirrt – und es wurde bereits dunkel. Aber Dank der Back-to-Start-Funktion meiner Polar GPS-Uhr ging alles gut. Allerdings hatte ich den Stachel eines Kaktus im Fuß, den ich mir auf der zwischenzeitlichen „Abkürzung“ durch die Prärie eingetreten hatte.
4. Tag: Radtour zur Masca-Schlucht
Wir holten die Räder ab und starteten eine „lockere“ Tour. Es ging entlang der Küste über Las Cancelas, Marazul, Playa San Juan und Alcala nach Puerto de Santiago. Dort gibt es einen schönen Aussichtspunkt, von dem aus man die hohe Steilwand der Los Gigantes sehen kann.
Anschließend ging es ordentlich bergauf. Über Tamaimo fuhren wir nach Santiago del Teide, wo Micha dann keine Lust mehr hatte und in Richtung Hotel umdrehte. Ich fuhr noch den nächsten Anstieg hinauf, um von dort aus einen Blick in die bekannte Masca-Schlucht zu werfen. Super Aussicht dort! Leider habe ich kein gutes Foto zustande gebracht.
Dann drehte ich auch um und wollte zum Hotel zurück. Unterwegs überlegte ich es mir in Chio aber anders: Abbiegen Richtung Teide! Und dann ging es kilometerweit bergauf. Ich fuhr durch die Wolkendecke. Ringsum veränderte sich die Landschaft, bis die Straße plötzlich mitten durchs Vulkangestein führte. Sensationell, hier mit dem Rad langzufahren. Leider wurde auch die Straße schlechter, der Asphalt war sehr rau und hatte einen richtigen Bremseffekt.
Dann war ich oben auf rund 2000 Metern. Über den Wolken. Wahnsinns-Landschaft. Das war echt eine gute Idee, hier hochzufahren. Allerdings war es schon später Nachmittag, also stürzte ich mich in die rund 30 km lange Abfahrt, die wir tags zuvor mit dem Auto hochgefahren waren. Über Vilaflor, Arona und La Camella fuhr ich zurück zum Hotel in La Caleta. Was für genialer Tag!
5. Tag: Radtour auf La Gomera
Der heutige Tag würde den gestrigen nochmal toppen. Wir hatten früh morgens die Fähre nach La Gomera gebucht. Schnelles Frühstück und dann mit dem Rad in rund 45 Minuten zum Hafen nach Los Cristianos. Ab auf die Fähre und los ging‘s. Ich konnte es kaum erwarten.
Unterwegs wurde es dann richtig kühl und windig. Meine Idee, von Teneriffa nach La Gomera zu schwimmen, war damit hinfällig. Da würde ich niemals ankommen. Ein paar gute Schwimmer haben das zwar schon geschafft, aber angesichts von Wellengang, Strömung, Wind und Kälte scheint mir das eher einem Himmelfahrtskommando zu sein.
Auf La Gomera legten wir in San Sebastian an. Und dann begann die Radtour über die Insel – die vielleicht schönste Tagestour meines Lebens! Es war von Anfang an sehr ruhig und idyllisch, sobald wir aus San Sebastian raus waren. Fast keine Autos. Wir fuhren zunächst lange moderat bergauf und bogen dann rechts ab auf die GM-1. Es ging durch Las Poyatas, Hermigua und Santa Catalina zurück an die Küste bei Agulo. Atemberaubende Landschaft!
Dann wurde es noch abgelegener. Wir sammelten ordentlich Höhenmeter, da es im Prinzip den ganzen Tag immer wieder hoch und runter ging. In Vallehermoso machten wir eine Pause, bevor es dann wieder mal lange bergauf ging. Oben führte die Straße in den Nationalpark, wo wir links auf die GM-2 abbogen.
Jetzt bloß nicht nochmal runter an die Küste. Sonst würde es zeitlich knapp mit unserer Fähre für die Rückfahrt. Immer wieder sah es so aus, als wären wir oben, um dann festzustellen, dass es nach der nächsten Kurve noch weiter hoch ging. Wir fuhren durch dichten Wald in die Wolken hinein – schade, keine Aussicht. Am höchsten Punkt waren wir auf etwa 1400 Metern.
Dann endlich die Abfahrt. Wir nahmen die GM-3 runter nach San Sebastian. Spektakuläre Aussicht auf dem Weg nach unten, ich konnte kaum auf die Straße schauen. Etwa eine Stunde vor Abfahrt der Fähre waren wir an der Anlegestelle. Dann zurück nach Teneriffa und mit dem Rad möglichst schnell zum Hotel, um gerade noch das Abendessen abzupassen. Ein perfekter, wenn auch etwas anstrengender Tag!
6. Tag: Radtour nach Santa Cruz
Dritter und letzter Radtag. Ich hatte die Idee, nochmal nach oben in die Vulkanlandschaft zu fahren, aber diesmal komplett durch in Richtung Norden und dann bis nach Santa Cruz. Etwas über 100 km. Micha hatte nach der Runde auf La Gomera keine Lust mehr auf Radfahren, wollte sich aber auch gern Santa Cruz anschauen. Also war der Plan klar: Ich fahre mit dem Rad hin, sie mit dem Auto. Wir treffen uns dort und fahren zusammen zurück.
Gesagt, getan. Ich radelte die bekannte Route über Arona und Vilaflor hoch zum Krater, zwei Stunden nonstop bergauf. Dann am Abzweig im Krater zum ersten Mal weiter nach Nordosten. Die Straße führte bis auf 2400 Meter hoch. Es machte wieder riesigen Spaß, mit dem Rad durch die Vulkanlandschaft zu düsen. Nach einer ganzen Weile nahm ich den Abzweig auf die TF-24 und stürzte mich in die lange Abfahrt.
Allerdings hatte die Sache einen Haken: Von oben sah ich, dass die Wolkendecke unter mir ziemlich dunkel aussah. Es würde also vermutlich ordentlich regnen. Und genau das passierte auch. Auf etwa 2200 Metern fuhr ich in die Wolken hinein und es wurde immer dunkler und kühler. Erster Niesel, dann Regentropfen. Und zwischen 1500 und 1000 Metern Höhe hat es so richtig geschüttet. Dann wurde es besser, bis auf etwa 500 Metern die Sonne wieder rauskam. Verrückt. Und irgendwie auch schön, mal komplett durch eine Regenwolke gefahren zu sein.
In Santa Cruz hatten wir einen Treffpunkt vereinbart. Dann gab es erstmal einen schönen Kaffee und etwas zu essen. Insgesamt fand ich die Stadt nicht gerade berauschend, aber als Ausflugsziel hatte es super gepasst. Am Nachmittag packten wir dann das Rad ins Auto und wir fuhren zurück nach Los Cristianos, um dort das Rad abzugeben. Diesmal führte die Route aber nicht über den Berg, sondern außen herum über die Autobahn.
7. Tag: Nachtwanderung am Teide
Der letzte Tag. Und ich hatte eine schöne Idee, was wir noch anstellen könnten: Oben im Krater gibt es ein Observatorium, und das sicher nicht umsonst. Denn die ganze Gegend dort liegt über der Wolkendecke und bietet damit sicher einen spektakulären Blick auf die Sterne. Alles künstliche Licht von den Städten unten wird durch die Wolken abgeschirmt, sodass es praktisch keine Lichtverschmutzung geben dürfte.
Micha fand die Idee anfangs nicht so berauschend. Denn wir mussten um 3 Uhr morgens aufstehen, im Dunkeln bis zum Parkplatz auf 2400 Metern fahren (die Stelle hatte ich tags zuvor bei meiner Radtour entdeckt) und dann zu Fuß einen Trail auf rund 2800 Meter nach oben wandern. Dort würde es dann den Sonnenaufgang zu bestaunen geben, wenn wir es bis etwa 5 Uhr dahin schaffen. Klingt doch gut, oder?
Nach etwas Motivationsarbeit war der Entschluss gefasst. Alles lief nach Plan. Außer, dass ich etwas unterschätzt hatte, wie kalt es da oben ist. Ich konnte kaum stehen bleiben, ohne zu frieren, und rannte zum Teil mehrmals im Kreis, während wir auf Metern auf den Sonnenaufgang warteten (wir waren fast eine Stunde zu früh dran).
Eine Taschenlampe hatten wir nicht dabei. Aber das machte nichts – denn genau wie erwartet bot sich ein atemberaubender Sternenhimmel, der zusammen mit dem Mond die Nacht so stark erleuchtete, dass wir problemlos alles sehen konnten. Der Mond leuchtete so hell, dass es fast schon blendete. Noch nie in meinem Leben habe ich annähernd so viele Sterne gesehen wie dort oben. Es hat praktisch der ganze Himmel geleuchtet, und zwischendrin in scharfer Abgrenzung das rabenschwarze Weltall. Unbeschreiblich!
Nach den ersten Sonnenstrahlen gingen wir wieder nach unten. Dann zurück zum Hotel und ab zum Frühstück. Mission Complete. Den Rest des Tages ausnahmsweise mal faulenzen! Na gut, und eine Joggingrunde musste noch sein.
8. Tag: Abreise
Wahnsinn, was wir in einer Woche alles erlebt haben. Jetzt noch Frühstück, kurze Laufrunde und Abreise. Micha blieb noch einen Tag länger. Mit Ryanair ging es zurück nach Frankfurt Hahn, wo ich im B&B Hotel übernachtete. Tags darauf direkt nach Frankfurt. Hier blieb ich für zwei Tage zur alljährlichen Finanzmesse World of Trading – war aber in Gedanken die ganze Zeit noch auf der Insel.
Und ja, irgendwann muss ich nochmal hin. Um auf den Gipfel des Teide zu klettern. Dafür hat diesmal leider die Zeit nicht mehr gereicht. Und es gibt seit 2013 im Oktober einen Half-Ironman Triathlon auf Teneriffa, der auch ganz spannend klingt, den TeideXtreme – Beat the Demon (wurde im Jahr 2015 leider wegen überzogener Sicherheitsauflagen für die Radstrecke abgesagt).