Rundreise durch Irland
11. Juli 2017. Heute geht es nach Irland. Diesmal allerdings nicht für einen Wettkampf oder eine verrückte Radtour, da ich leider verletzt bin. Daher also eine gemütliche Rundfahrt mit dem Auto um die gesamte Insel (inklusive Nordirland) zusammen mit Michaela!
1. Tag: Flug nach Dublin
Mit dem Bus geht es zum Flughafen Köln/Bonn. Von dort habe ich einen günstigen Flug mit Ryanair nach Dublin. Zwar sind die Sitze bis zum letzten Platz vollgestopft, aber bei weniger als 2 Stunden Flugzeit ist das nicht weiter schlimm. In Dublin holt mich Micha am Flughafen ab. Sie war vorher schon in London und an diesem Tag vor mir gelandet, sodass sie bereits unseren Mietwagen abholen konnte – ein super Deal übrigens, knapp 110 Euro für 12 Tage. Einziger Haken: Nur Micha darf fahren, sodass ich die Rolle des (fast immer) zuverlässigen Navigators übernehme.
Erstmal decken wir uns im SuperValu mit Essen ein. Dann geht es (über gefühlt tausende Speed Bumps) direkt weiter in den Wicklow Mountains National Park, wo wir unsere erste Unterkunft im Knockree Hostel haben. Leider gibt es dort auch eine Menge fieser Moskitos! Also bleibe ich lieber drinnen und arbeite noch ein paar Sachen am Notebook.
2. Tag: Fahrt nach Cork
Die längste Teilstrecke unserer Tour heute. Wir halten kurz am Deutschen Soldatenfriedhof, den ich zufällig am Straßenrand entdecke. Dann fahren wir nach Gendalough, dem wohl bekanntesten Ort in den Wicklow Mountains, wo wir uns den uralten Friedhof anschauen – ein ziemlicher Touristenmagnet. Auf dem weiteren Weg navigiere ich leider auf einen zunehmend schlechten Waldweg und muss kurz das Steuer übernehmen, um uns rückwärts wieder aus der Misere heraus zu manövrieren. Dabei fahre ich prompt eine Delle ins Auto. Mann am Steuer halt 🙂
Dann fahren wir weiter Richtung Waterford. Unterwegs gibt es das erste mal ordentlich Stau. Uns fällt auf, dass auf vielen Schildern noch die alte irische Sprache (Gälisch) zu lesen ist – das werden wir auf unserer Reise noch häufiger sehen. An einer Tankstelle zahlen wir die Maut für die Autobahn M50 vom Vortag und finden heraus, dass der Preis immer höher wird, wenn man es versäumt…
Abends kommen wir in Cork an. Checkin beim Kinlay House. Dann holen wir uns eine Rubbelkarte (!), die man hier zum Parken benutzt. Seltsame Idee, aber es scheint zu funktionieren. Später noch ein Bier und ab ins Bett.
3. Tag: Fahrt nach Killarney
Nach dem Frühstück schauen wir uns erstmal Cork an. Leider alles etwas trostlos und abgewrackt. Einigen anderen Reisenden, die wir treffen, scheint genau das zu gefallen, aber für uns ist es nichts. Bei der Abreise halten wir noch am Gefängnis, dem Cork City Gaol, und machen dort eine interessante Führung mit.
Auf dem Weg nach Südwesten halten wir zweimal. Der erste Stopp ist Clonakilty, ein überraschend schöner Ort (vor allem im Vergleich zu Cork kurz zuvor). Dann noch eine Kaffeepause in Ballydehop, wo wir ein hervorragendes Cafe (Budds) finden.
Den Rest des Tages geht es dann nördlich nach Killarney. Unterwegs nochmal ein Stopp für eine kurze Wanderrunde in der Glengarriff Woods Nature Reserve, und für Fotos am Molls Gap und beim Ladies View im Killarney Nationalpark.
Dann checken wir ins Neptune Hostel ein. Unsere Unterkunft für die nächsten 2 Tage. Insgesamt ist es im Ort recht hektisch, wir hatten es uns deutlich ruhiger vorgestellt. Abends geht Micha joggen und ich einkaufen – denn leider kann ich nach wie vor nicht schmerzfrei laufen (Shin Splins), auch nach mehr als 1 Monat Laufpause.
4. Tag: Carrantuohill
Nach einer erholsamen Nacht und etwas Arbeit am Notebook nach dem Frühstück geht’s los. Heute steht der höchste Berg Irlands aus dem Programm, bei dessen Namen ich mich ständig vertippe: Carrantuohill. Wirklich hoch ist er zwar mit 1040 Metern zwar nicht, aber dafür oft in Wolken gehüllt und mit entsprechend schwierigen Wetterbedingungen.
Wir haben allerdings Glück: Die Sonne scheint und die umgebenden Gipfel sind frei! Wir parken bei Lisleibane am Trail Head und gehen die Route über die Devils Ladder hoch, wie es empfohlen wird. Der Weg ist schwieriger als die spätere Abstiegsroute auf der anderen Flanke, sodass man Aufstieg und Abstieg besser nicht andersherum macht.
Unterwegs sehen wir überall Schafe. Aber nicht irgendwelche, sondern echte Bergsteiger-Schafe! Sie stehen an den unmöglichsten Stellen mitten in den Felshängen, immer gut erkennbar an den farbigen Markierungen im Fell. Als wir oben ankommen, ist die Sicht nahezu frei und wir genießen den Blick. Dann ziehen Wolken auf und es wird sehr windig und kühl. Beim Abstieg haben wir eine ganze Weile eisige Hände und müssen gut aufpassen, dass wir den Trail nicht verlieren. Trotz der geringen Höhe ist der Berg also nicht zu unterschätzen, vor allem wenn dort wirklich mal schlechtes Wetter ist – so wie bei diesen Jungs im Winter.
Abends gönnen wir uns zur Belohnung ein gutes Essen beim Inder. Da Micha ihre Portion nicht aufessen kann, werde ich auch mal richtig satt 🙂
5. Tag: Cliffs of Moher
Morgens ist direkt schlechtes Wetter. Was für ein Glück, dass es gestern mit der Tour geklappt hat. Heute wäre es wohl nicht machbar gewesen, wenn das Wasser in der Devils Ladder herunterströmt.
Wir fahren gleich nach dem Frühstück los Richtung Limerick. Dort eine erste Pause und ein kleiner Stadtrundgang, da das Wetter inzwischen wieder besser ist. Aus Schulzeiten kenne ich noch die „Limericks“. Das sind kurze, mehr oder weniger „lustige“ Verse (meinte jedenfalls unser Lehrer damals). Außer einem Buch finde ich dazu aber keine Infos in der Stadt, die Dinger gehören wohl der Vergangenheit an. Wir schauen noch bei den vielen Verkaufsständen am Milk Market vorbei und sehen die Vorbereitungen für die heutige Pride Parade, einer Art Demo für mehr Toleranz.
Dann geht es weiter zum heutigen Highligh: den Cliffs of Moher. Dies ist eine der Hauptattraktionen in Irland und entsprechend von Touristen überlaufen. Also fahren wir gleich einen weniger bekannten Punkt an, den Parkplatz am Liscannor Walk. Das Wetter ist jetzt etwas düster und windig, genau richtig für ein authentisches Cliff-Feeling.
Anschließend bleibt noch der weite Weg nach Galway. Dort haben wir ein schönes AirBnB bei Ann und Simon in einem Haus außerhalb der Stadt.
6. Tag: Connemara
Beim Frühstück treffen wir zwei Franzosen, die ebenfalls AirBnB-Gäste im Haus sind. Sie empfehlen uns den Connemara-Nationalpark, den ich auch auf der Liste hatte (aber beinahe vergessen einzuplanen). Schon auf der Fahrt wird die Landschaft immer besser, eine echte Überraschung. Und wir haben wieder mal gutes Wetter!
Unser erster Stopp ist am Clifden Castle. Eine hübsche, alte, etwas verfallene Burg. Dann fahren wir nach Letterfrack zum Nationalpark. Vom großen Parkplatz aus geht ein schöner, leichter Trail hinauf zum Diamond Hill. Hier sind recht viele Touristen unterwegs, da der Aufstieg nicht weiter schwierig ist.
Nach dem Trail-Rundgang halten wir noch an einem weiteren Schloss: dem Kylemore Abbey & Victorian Walled Garden. Schick am See vor einer Bergkulisse gelegen. Dann geht es auf die lange Fahrt bis zur Unterkunft. Unterwegs halten wir für einen klassischen Chips-and-Fish-Imbiss. Besonders gut sind die Pommes auf irische Art, mit einem Schuss Essig obendrauf.
Erst abends kommen wir in Strandhill nahe Sligo an. Checkin beim Surf Hostel. Und gleich noch einen Spaziergang zu den 40 Meter (!) hohen Dünen am Strand, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Später gibt es noch einige Videos vom Hostel-Mitarbeiter Christoph zu sehen, der an einem Imagefilm arbeitet und seine Aufnahmen aus Australien zeigt – gute Inspiration für die nächste Reise…
7. Tag: Slieve League
Nach dem Frühstück schauen wir nochmal an den Strand, wo sich gerade eine Gruppe Kinder zum Surfkurs vorbereitet. Es wird wohl der einzige Ort auf unserer Rundreise bleiben, wo der Strand so schön und nah ist.
Der erste Stopp ist gleich außerhalb von Strandhill. Hier ist ein seltsamer, kleiner Berg, den wir noch „mitnehmen“ möchten. Abgesehen von den nervigen Fliegen ist der Aufstieg problemlos. Oben erreichen wir Queen Maeve’s Grave. Im Prinzip ein großer Haufen Steine, auf den man (angeblich) nicht hochklettern darf.
Das wirkliche Highlight für heute kommt aber noch. Slieve League wird im Internet als Steilklippe gehandelt, die noch nicht total von Touristen überlaufen sein soll. Vor Ort sieht es allerdings nicht danach aus, als wäre es noch ein Geheimtipp. Es gibt hier sogar einen besonders zahmen „Touristen-Raben“ und eine „Touristen-Möwe“. Und man kann mit dem Auto praktisch bis an die Klippe heranfahren. Wir klettern ein bisschen über die Hügel und gehen dann den Trail bis ganz hoch zum Aussichtspunkt – ein schöner Trail mit permanent guter Aussicht auf die Klippen und das Meer.
Abends bleibt wieder mal eine lange Fahrt. Leider muss Micha alles fahren, da wir nur einen Fahrer eingetragen haben – nicht gerade ideal. Kurz vor Derry passieren wir die Grenze und befinden uns nun in Nordirland, was zu Großbritannien gehört. Ab jetzt wird in Pfund bezahlt, nachdem in Irland alles in Euro war.
8. Tag: Giants Causeway
Wir haben im Fairman House in Derry übernachtet. Die Lage ist zentral, sodass wir zu Fuß die Stadt erkunden können. Übrigens sollte man nicht „Londonderry“ sagen, wie es die Briten eingeführt haben, da werden die Iren fuchsteufelswild. Wir schauen uns die Derry Guildhall an, in der viel über die (grausame) Vergangenheit zu erfahren ist und schlendern noch durch einen Park und entlang der alten Stadtmauer.
Dann geht es weiter Richtung Norden. Die Hauptattraktion heute ist der Giants Causeway. Dort finden wir „zufällig“ einen etwas abgelegenen Parkplatz an einem Waldstück und sparen uns so die horrende Parkgebühr. Daran merken wir auch gleich, dass wir in Großbritannien sind, denn es wird (anders als in Irland) zunehmend abgezockt. Und das lohnt sich, da hier echte Heerscharen an Touristen unterwegs sind.
Wir gehen zunächst den oberen Trail für bessere Aussicht. Ein schöner Rundgang, der dann auch hinunter zur Besichtigung der zugegebenermaßen interessanten Gesteinsformation führt. Der Legende nach wurde der Giants Causeway einst vom Riesen Finn als Brücke nach Schottland (zum gegnerischen Riesen) gebaut. Nette Geschichte!
Die zwei anderen „Attraktionen“ des Tages sind eher nix. Das Duncloe Castle ist nichts als ein paar Grundmauern des früheren Schlosses, und die Carrick-a-rede Rope Bridge eher eine Mutprobe für kleine Kinder, für die man zur Kasse gebeten wird.
Abends steht noch die Fahrt nach Belfast an. Dort checken wir ins AirBnB bei Peter ein, unsere Unterkunft für 2 Tage.
9. Tag: Belfast
Auch hier sind noch zwei andere im AirBnB untergebracht. Die beiden sind aus Berlin, aber gehen vor allem Micha leider etwas auf die Nerven. Also starten wir frühzeitig unseren Stadtrundgang, auf dem es prompt zu regnen anfängt. Zum ersten Mal Pech mit dem Wetter heute. Und ausgerechnet jetzt habe ich den Schirm aus meinem Gepäck nicht dabei.
Wir gehen eine kleine Runde durchs Ulster Museum. Dann ist der Regenschauer schon vorbei und wir schauen uns den Rosengarten im Botanischen Garten an – nicht schlecht! Beim weiteren Weg durch die Stadt fallen uns die Möwen auf, die wie die verrückten den ganzen Tag über krächzen. Manchmal klingt es so, als ob jemand die ganze Zeit laut lachen würde. Tatsächlich stellen die Tiere hier eine Art Plage dar, da sie manchmal selbst nachts keine Ruhe geben. Und so sind die lachenden Möwen unsere einprägsamste Erinnerung an Belfast – wer hätte das gedacht?
Im Stadtzentrum setzen wir uns ins Cafe Nero. Heute ist mal Arbeiten angesagt, und ich begebe mich für einige Stunden ans Notebook. Micha hat ihr Buch dabei (1000+ Seiten!), sodass wir beide beschäftigt sind, während es draußen weiter regnet. Auf dem Rückweg schauen wir uns noch das Shopping Center an, bevor wir auf den letzten Metern vor der Unterkunft nochmals geduscht werden.
Abends dann ein besonderes Highlight: Die erste Folge der 7. Staffel von Game of Thrones! Das passt besonders gut, da wir gestern an einigen Stellen vorbeigefahren sind, an denen gedreht wurde, wie den „Iron Islands“ an der Nordküste Irlands.
10. Tag: Mourne Mountains
Wir frühstücken und verschwinden, bevor die beiden anderen aufstehen. Die Fahrt geht zunächst nach Newcastle, wo wir den Trail hinauf zum Slieve Donard gehen. Der Hügel ist immerhin 850 Meter hoch. Das Wetter ist gemischt, aber der Trail läuft sich gut und wir treffen ein paar nette Wanderer (und einen Hund). Und ganz oben, wie könnte es anders sein, stand wieder eine Herde Bergsteiger-Schafe.
Wieder unten angekommen geht die Fahrt weiter. Wir halten an der Bloody Bridge (Gemetzel vor langer Zeit) und dem Cloughmore Stone, den der Legende nach einst Finn nach einem anderen Riesen warf. Dann kreuzen wir die Grenze nach Irland und fahren direkt nach Dublin, wo unser AirBnB für die letzten 2 Tage bei Emily und Fabien ist.
11. Tag: Dublin
Emily und Fabien sind sehr nett. Es ist das authentischste AirBnB auf unserer Reise. Aus Erfahrung ist es wie zuletzt in Belfast leider oft so, dass die Leute möglichst wenig mit ihren Gästen zu tu haben möchten und es nur als Business sehen.
In der Wohnung leben nicht nur Emily und Fabien – sondern auch Mathieu, ihr Kater. Der rennt auch gern mal in unser Zimmer und versteckt sich unter dem Bett. Allerdings hat Micha eine Katzenhaarallergie und wir hatten es wohl versäumt, beim Buchen genau nachzulesen.
Nach dem Frühstück nehmen wir den Bus in die Stadt. Mit dem Auto sollte man es lieber gar nicht erst versuchen, da es nur recht wenige, aber dafür sehr teure Parkplätze gibt. Unser Stadtrundgang dauert einige Stunden und endet am St. Stephens Green Park. Dort stellen wir fest, dass auch diese Stadt scheinbar von Möwen regiert wird.
Anschließend fahren wir zum National Botanical Garden. Eine wunderbare Anlage und wirklich einen Besuch wert. Danach schauen wir uns noch den großen städtischen Friedhof an (Glasnevin Cemetery). Zurück in der Unterkunft versuche ich zum ersten Mal seit langem wieder zu joggen, aber so richtig gut will es einfach nicht klappen.
Abends gibt es dann endlich auch ein echtes Guiness. Wir unterhalten uns lange mit Emily und Fabien, ein schöner Abschluss der Reise.
12. Tag: Rückreise
Zack, leider schon wieder rum. So schnell geht das. Wir fahren zum Flughafen und geben das Auto ab. Zum Glück bemerkt niemand die Delle, die Micha reingefahren hat. Oder halt – das war ich doch selbst, als ich am 2. Tag auf dem ungeplanten Waldweg umgelenkt habe.
Wir checken für den Flug ein und los geht’s. Trotz Verspätung schaffen wir in Köln/Bonn unseren Bus nach Würzburg. Ende gut, alles gut.