RSG Trainingscamp auf Mallorca
Seit 14 Jahren bin ich Mitglied beim Rennradverein RSG Würzburg. Früher gab es ein Trainingscamp in der Toskana. In den Jahren 2012 und 2013 war ich dort dabei.
Heutzutage fliegen einige Vereinsmitglieder regelmäßig im März nach Mallorca. Es ist die perfekte Gelegenheit, um auf zwei Rädern (statt nur auf zwei Beinen) wieder etwas fitter zu werden.
1. Tag: Anreise
Die anderen Vereinsmitglieder sind schon vor zwei Tagen geflogen. Ich hatte mich zu spät zur Trainingswoche entschlossen und musste auf eigene Faust nachbuchen. Dafür aber flexibel. Es ist Montag, der Flug mit Ryanair ist günstig, die Uhrzeit ideal (mittags). Und ich fliege von Nürnberg, was die Abreise entspannter macht als von Frankfurt.
Auf der Insel angekommen geht es mit dem Bus nach Palma und von dort weiter nach Port d’Alcudia. Ich checke ins Hotel ein und mache einen kurzen Shakeout Run. Danach treffen wir uns wie jeden Abend zum Essen. Insgesamt sind 9 Radfahrer (und Radfahrerinnen) von der RSG hier im Hotel. Die andere Gruppe mit 11 Teilnehmern ist in einem Hotel um die Ecke.
2. Tag: Cap Formentor
Am Morgen hole ich das Leihrad ab. Dann geht es gemeinsam mit der Gruppe zum Cap Formentor. Es ist ein Klassiker unter den Mallorca-Routen. Das sehen auch hunderte andere Rad- und Autofahrer so, sodass recht viel Verkehr ist. Kein Problem für uns, wir haben Zeit.
Auf dem Rückweg fahren wir über Cala Sant Vicenc und Pollenca. Es ist mit knapp über 100 km die kürzeste Tour der insgesamt 5 Radtage.
Da wir relativ früh zurück sind, bleibt noch Zeit für einen lockeren Lauf. Anschließend teste ich die Sauna im Hotel. Sie ist zwar nicht richtig heiß, aber dafür bleibe ich einfach länger drin. Der tägliche Saunagang nach dem Training wird, mit einer Ausnahme, zur Routine, bevor es zum Volltanken ans abendliche Buffet geht.
3. Tag: El Arenal und Südkurve
Nach der kürzesten kommt heute die längste Tagesetappe (167 km). Vom Hotel fahren wir relativ flach bis fast nach Palma. In der Nähe des Flughafens sehen wir eine Maschine nach der anderen im Landeanflug. Auch der Blick auf Palma ist schöner, als ich es erwartet hatte.
Wir biegen nach El Arenal ab, wo der berüchtigte Ballermann stattfindet. Aktuell sind hier aber hauptsächlich Radfahrer unterwegs.
Nach einer Kaffeepause geht es weiter entlang der Küstenstraße. Vor dem Abzweig ins Landesinnere folgt ein weiterer Kaffeestopp (ein bisschen Urlaubs-Feeling muss schon sein). Danach fahren wir wieder relativ flach zurück zum Hotel. Zum Beine lockern gehe ich noch kurz barfuß am Strand joggen.
4. Tag: Durch die Berge
Nach der längsten Tagestour kommt heute die Etappe mit den meisten Höhenmetern mit der anderen Gruppe dran. Von Port d’Alcudia geht es relativ flach nach Esporlas, dann wellig nach Soller, weiter über die Berge nach Pollenca und zurück zum Hotel.
Am langen Anstieg von Soller hinauf zum Tunnel fahre ich fast Vollgas. Die Gruppe fällt auseinander. Auch danach drücken wir in einer kleinen Gruppe ordentlich aufs Pedal.
Heute macht sich der Nachteil bemerkbar, mit Joggingschuhen und Plattformpedalen zu fahren. Über die weiche Sohle geht etwas Energie verloren und ohne Klickpedale ist der Tritt weniger rund bzw. der Antritt schwächer, da man nicht ziehen kann. Lesson learned. Beim nächsten Mal nehme ich Klickpedale mit, auch wenn es eng wird mit 2 Paar Schuhen im Handgepäck.
5. Tag: Nochmal Berge
Weil es in den Bergen so schön ist, fahre ich nochmal fast die gleiche Tour mit der Gruppe aus meinem Hotel. Auf den ersten Kilometern treffen wir die anderen und düsen mit knapp 20 Mann bzw. Frau in 2er-Reihe durch die Ebene. Dann geht es weiter über Santa Maria nach Bunyola und von dort über den Pass nach Soller.
In Soller gibt es wieder die obligatorische Kaffeepause vor der Kathedrale. Dann fahren wir den Berg hoch zum Tunnel, diesmal in etwas gemächlicherem Tempo, und den gleichen Weg wie gestern über Pollenca zurück zum Hotel.
Judith aus unserer Gruppe hatte heute einen anderen Plan. Sie fuhr um 6 Uhr allein am Hotel los, den ganzen Weg über Palma bis nach Andratx, und von dort aus den kompletten Küstenklassiker über die Berge zurück. Mit rund 230 km und mehr als 3200 Höhenmetern eine Wahnsinn-Leistung!
6. Tag: Kaffeerunde zum Randa
Heute ist der letzte Radtag. Es soll eine lockere Kaffeefahrt werden. Vor dem Frühstück gehe ich noch joggen, da wir erst gegen 10 Uhr zum Randa aufbrechen. Den Berg kenne ich noch ganz gut aus den Triathlon-Camps. Damals waren wir im Süden in Colonia de Sant Jordi stationiert und nutzten den moderaten, nicht allzu langen Anstieg, um mehrmals hoch und runter zu fahren. Darauf habe ich heute aber keine Lust. Wir kurbeln gemütlich hoch und machen oben – logisch – eine Kaffeepause.
Anschließend geht es im lockeren Tempo zurück zum Hotel. Ich kann es jetzt kaum erwarten, endlich wieder mehr zu laufen. Nach 5 Tagen im Sattel aus dem Nichts, also mit weniger als 500 Radkilometern seit Januar, spüre ich die Belastung ordentlich. Klar, die Beine sind müde, aber am meisten schmerzt der Hintern vom stundenlangen Sitzen und der Nacken von der ungewohnten Kopfhaltung.
Nach der Tour treffe ich ein paar junge Triathleten (und Triathletinnen) in der Sauna, die zufällig auch aus Würzburg kommen. Und beim Abendessen einen weiteren Würzburger. Dass viele Deutsche hier trainieren, war klar. Aber so viele Leute aus meiner Wahlheimat zu treffen ist trotzdem erstaunlich.
7. Tag: Run and Hike durch die Berge
Beim Frühstück verabschiede ich mich von der RSG-Gruppe, die heute abreist. Kurz nach 9 Uhr geht es dann direkt am Hotel mit gut gepacktem Laufrucksack in sehr lockerem Tempo los. Im Rucksack sind 2,25 Liter Wasser in mehreren Behältern, eine Stange Oreo-Kekse, eine Banane und die nötigste Ausrüstung (Jacke, Armlinge, Handschuhe, Buff, Geld, Bank- und Versicherungskarte, Selfie-Aufsteller, Handy).
Zunächst geht es flach entlang der Küste nach Port d’Pollenca, wo der offizielle GR 221 Trail startet. Neben der Straße laufe ich weiterhin flach bis Pollenca. Dort ist ein Lidl, an dem die Vorräte aufgefüllt werden (5er Pack Snickers, 3 Bananen und 1,5 Liter Wasser). Dann geht es weg von der Straße bergauf bis zum Kloster Lluc.
Es ist mit mehr als 20 Grad recht warm und ich spüre die Müdigkeit vom vielen Radfahren in den letzten Tagen. Als ich den Trail vor 3 Jahren in die andere Richtung gelaufen bin, damals mit Start in Alaro, waren die Beine zu Beginn deutlich frischer.
In Lluc trinke ich zur Sicherheit viel und fülle alle Wasserbehälter auf (insgesamt 1,5 Liter). Denn von nun an müssen die Vorräte bis zum Ziel reichen. Unterwegs kommt war das Refugio bei Tossals Verds, was aber einen Umweg bedeuten würde.
Von Lluc aus, das nur auf knapp 500 Meter Höhe liegt, geht es bis hoch zum Pass am Coll des Prat auf 1200 Meter. Der Trail ist zum Teil technisch, auch auf flachen Stücken und bergab, sodass man nur relativ langsam joggen kann, ohne eine erhöhte Sturzgefahr einzugehen. Meine Knie geben mir den Hinweis, bitte aufzupassen. Sie sind einige Schmerzen gewohnt von früheren Stürzen auf unwegsamem Gelände. Zudem war ich erst vor 2 Wochen zu Hause im Wald mal wieder auf das rechte Knie gefallen…
Die Aussicht auf die Berge, den Puig Major, die umliegenden Seen, es ist einfach alles grandios. Noch viel besser als beim Radfahren. Vielleicht auch einfach deshalb, weil man deutlich langsamer unterwegs ist und viel mehr Eindrücke sammeln kann. Es ist ein echter Abenteuer-Tag in den Bergen. Meine Beine werden auf den Bergab-Passagen auf wieder etwas besser, sodass ich den Tag trotz Müdigkeit fast durchgängig genießen kann.
Eine Sache, die mir auffällt, ist der sehr niedrige Wasserstand in den Stauseen. Im März sollten diese eigentlich weitaus voller sein. Wahrscheinlich liegt es neben der zunehmenden Trockenheit auch daran, dass immer mehr Touristen auf die Insel kommen, wodurch der Wasserverbrauch steigt. Auf lange Sicht hilft da wohl nur Meerwasser-Entsalzung mit Strom aus erneuerbaren Energien. Ich habe dazu nicht recherchiert, es sind nur meine Gedanken. Falls jemand mehr dazu weiß, gerne kommentieren.
Ich laufe entlang des Cuber-Stausees (oder was davon übrig ist) bergab nach Biniaraix und zur Bushaltestelle in Soller. Geschafft. Den Rest bis ans Meer bei Port d’Soller, der eigentlich geplant war, lasse ich weg. Denn es ist schon nach 18 Uhr und ich möchte so schnell wie möglich nach Palma, um meine Belohnung abzuholen: Den größten Burger auf der Karte in einem Restaurant nahe der Zentralstation. Das hatte ich mir vorher extra herausgesucht.
Den angeblich riesigen Burger mit 450 Gramm Fleisch kann ich problemlos vertilgen. Dann nehme ich den Bus zurück nach Port d’Alcudia und freue mich auf das wirklich gemütliche Hotelbett.
8. Tag: Regeneration
Eigentlich macht man Ruhetage im Trainingscamp zwischendurch. Doch ich wollte den langen Lauf unbedingt gestern abhaken, um am letzten Tag den Kopf frei zu haben und alles nochmal zu reflektieren. Also lange im Bett liegen, spät frühstücken und mit den neuen Sportkollegen aus Würzburg quatschen. Über Mittag lege ich die Beine hoch und arbeite etwas am Notebook.
Gegen 14:30 Uhr geht es dann auf eine letzte, entspannte Laufrunde. Zuerst in Richtung des Albufera-Naturparks. Dort werde ich aber darauf hingewiesen, dass Joggen im Park nicht erlaubt ist. Also wieder umdrehen. Das Hauptziel ist ohnehin der Hausberg von Port d’Alcudia, der Puig de Sant Marti. Er ist zwar nur etwa 230 Meter hoch, aber liegt nah am Ort und bietet eine super Aussicht.
Am Ende des Laufs springe ich dann endlich mal komplett ins Meer. Das Wasser ist noch kühl, aber zumindest in Strandnähe nicht ganz so kalt wie befürchtet. Und es gibt sogar ein paar Seesterne und Mini-Fische zu sehen.
Abends treffe ich mich noch mit Tobi, einem Kumpel aus dem DTU-Trainingscamp vor 11 Jahren. Er ist nach wie vor als Triathlet aktiv und mit einer großen Trainingsgruppe für ganze 2 Wochen hier.
Am späten Abend buche ich noch das Busticket für morgen früh. Danke an Mareike für den Tipp. Morgen Nachmittag werde ich wieder bei meinen zwei Mädels in Höchberg sein.
Insgesamt waren es im Trainingscamp 687 km auf dem Rad (mit 7230 Höhenmetern) und 109 km zu Fuß (mit 2130 Höhenmetern).
Eine anstrengende Woche, aber auch voll mit „Bike Run Fun“, passend zum Name des Blogs 😉