Kurzurlaub an der Algarve
In der letzten Aprilwoche fliege ich mit Michaela nach Portugal, um ein paar Tage zu entspannen. Mit dem Mietwagen drehen wir eine Runde an der Algarve von Faro über Lagos, ein Stück die Westküste hoch und weiter über Mertola und Monte Gordo zurück zum Flughafen. Obwohl Ruhewoche ist, gehe ich jeden Tag locker joggen, ohne es dabei zu übertreiben. Zum Ausgleich wird fast jeden Tag ausgeschlafen.
1. Tag: Anreise nach Lagos
Der Sonntag beginnt kurz nach 5 Uhr morgens. Nach dem Wettkampf gestern beim Bleiloch Ultra komme ich gar nicht so leicht aus dem Bett. Außerdem ist der Ärger immer noch da: Bis Kilometer 30 lag ich komfortabel auf Platz 2 im Rennen, verpasste dann aber eine Abbiegung und fiel auf den 7. Platz zurück. Von da an lief ich nur noch im gemäßigten Tempo ins Ziel. Im Urlaub werde ich dieses Missgeschick aber bestimmt schnell abhaken können.
Zusammen mit Micha fahre ich zum Bahnhof und dann mit dem Zug nach Frankfurt. Am Flughafen wird meine Notebook-Tasche akribisch auf Sprengstoff untersucht, was aber kein Problem ist, da wir sehr früh dran sind. Die restliche Wartezeit und den Flug nutze ich wie immer zum Arbeiten. Wir fliegen mit Lufthansa und es gibt unterwegs alkoholfreies Bier und durchaus leckere Sandwichs.
Bei der Landung in Faro ist es bewölkt und scheinbar kaum wärmer als zuvor in Deutschland, wo die letzten Tage ein echter Frühsommer herrschte. Ein Shuttle bringt uns zur Mietwagenstation von Centauro, wo wir scheinbar einen guten Deal gemacht haben. Wegen zu niedrigem Kreditkartenlimit müssen wir aber eine überteuerte Zusatzversicherung für das ansonsten sehr günstige Auto abschließen. Echt ärgerlich, das passiert mir nicht wieder!
Wenigstens bekommen wir einen Fast-Neuwagen (Fiat Tipo) mit nur 3000 Kilometern auf dem Tacho. Auf der Fahrt nach Lagos werde ich dann etwas müde, der Wettkampf steckt noch in den Knochen. Bevor wir zur Unterkunft gehen, erkunden wir noch die schöne Steilküste (Acantilados de Lagos) am Ponta da Piedade und genießen den ersten von vielen weiteren Kaffee und Kuchen in dieser Urlaubswoche.
Wir parken etwas außerhalb der verwinkelten Altstadt, checken ein und erkunden die Umgebung zu Fuß. Zum Abendessen gibt es Burger und Pizza, und dann nochmal eine größere Nachspeise auf der Terrasse unserer Unterkunft. Hier hören wir auch schon unsere neuen Freunde für die nächsten 2 Nächte, die Möwen. Noch schlimmer als letztes Jahr in Belfast schreien die Tiere mitten in der Nacht wie am Spieß, sodass einige geräuschempfindliche Touristen (Michaela) trotz Ohrenstöpseln senkrecht im Bett stehen. Ich bekomme davon zum Glück nichts weiter mit. Fix und fertig vom Lauf und der Reise schlafe ich wie ein Stein.
2. Tag: Die letzte Bratwurst vor Amerika
Erst nach rund 10 Stunden (!) Schlaf wache ich auf. Wir frühstücken auf der Terrasse und lauschen den verrückten Geräuschen der Möwen. Eine Google-Suche zeigt uns den Grund für die massenhafte Verbreitung der Tiere in dieser Gegend: Die Fischerei und die damit verbundenen Fischabfälle sowie zusätzliche Lebensmittelabfälle. Das bedeutet einen reichlich gedeckten Tisch für die Möwe. Tatsächlich sehen wir später an der Küste einige Fischerboote, um die Schwärme von Möwen kreisen.
Vormittags laufen wir vor zum Strand. Das Wasser ist uns leider noch zu kalt, um schwimmen zu gehen. Später fahren wir mit dem Auto raus in Richtung Sagres, dem südwestlichsten Ort von Portugal.
Bei Sagres schauen wir uns die alte Festung am Rand der Steilküste an. Danach geht es zum nahegelegenen Aussichtspunkt Cabo de Sao Vicente, wo ich unbedingt die letzte Bratwurst vor Amerika essen muss.
Zurück in Lagos drehe ich eine erste kurze Joggingrunde. Heute ist der 2. Tag nach dem Wettkampf, sodass ich mich mit 9 km und sehr langsamem Tempo zufrieden gebe. Trotzdem zwickt die rechte Wade etwas, also lieber nichts überstürzen. Es soll ja eine Erholungswoche werden. Abends gehen wir indisch essen und dann ab ins Bett zum erneuten Ausschlafen.
3. Tag: Fahrt nach Mertola
Karten schreiben, Checkout und ab Richtung Westküste. Unser erster Stopp ist in Azenha do Mar, wo wir einen kurzen Trail an der Steilküste gehen. Hier nisten viele Störche auf hohen Felsen direkt oberhalb der Brandung. Einen zweiten Halt legen wir in Zambujeira do Mar ein. Auch hier wieder Steilküste, an der wir sogar eine Schlange sehen.
Von nun an geht es wieder landeinwärts nach Osten bis zum Guadiana Natural Park. Auf dem letzten Stück von Ourique nach Mertola sehen wir unzählige Storchennester auf den Masten und in den Bäumen entlang der Straße. Am Nachmittag kommen wir in Mertola an. Checkin bei der Unterkunft, Erkundungsrunde durch den Ort und die Trails drumherum und leckerer Fisch zum Abendessen. Schon ist wieder ein Tag vorbei.
4. Tag: Erkundungstour im Guadiana Natural Park
Da heute Feiertag in Portugal ist, haben viele Geschäfte geschlossen. Wir fahren nach Osten und besichtigen die Ruinen bei Sao Domingos. Dann geht es auf ruhiger Straße durch herrliche Blumenwiesen weiter in den nördlichen Teil des Parks.
Das heutige Highlight ist der Pulo do Lobo Canyon am Fluss Guadiana.
Ich wage eine Klettertour über die Steine zur anderen Seite, was etwas waghalsig ist, da man auf dem Rückweg einen kurzen Sprung über die Strömung hinlegen muss, um wieder zurück zu gelangen.
Zurück in Mertola drehe ich eine weitere Joggingrunde auf den Trails. Abends haben nur wenige Restaurants geöffnet, aber wir finden ein gutes Lokal und essen auch heute wieder leckeren Fisch.
5. Tag: Fahrt nach Monte Gordo
Frühstück, Checkout und Abfahrt in Richtung Süden. Unterwegs machen wir Halt bei Castro Verde, einer alten Festung aus dem Mittelalter. Danach ist der Weg bis zur Küste nicht mehr weit. Wir halten am letzten Südostzipfel des Landes, wo der Grenzfluss zu Spanien ins Meer mündet. Am Strand finde ich ein paar große, gut erhaltene Muscheln.
Dann checken wir ins Hotel ein und machen einen kleinen Strandspaziergang zu den Fischerbooten.
Anschließend drehe ich noch eine Joggingrunde. Zur Belohnung geht es dann zum Buffet, an dem wir uns (endlich) mal richtig den Bauch vollschlagen können.
6. Tag: Fotoshooting
Morgens wache ich schon zeitig auf, weil der rechte große Fußzeh schmerzt. Neben dem Nagel ist die Haut etwas abgelöst und entzündet. Bei der vielen Lauferei gibt es eben immer wieder eine neue „Baustelle“. Ich schmiere Desinfektionssalbe drauf und hoffe das Beste.
Dann geht es erstmal zum Frühstücksbuffet, denn trotz der riesigen Portion zum Abendessen habe ich schon wieder ordentlich Hunger. Am Vormittag fahren wir zum Nachbarort Vila Real de Santo Antonio, schlendern mit Kuchen-, Eis- und Kaffeestopps durch den Ort und schauen ein paar Touristen-Geschäfte an.
Nachmittags drehe ich wieder eine Laufrunde im herrlichen Pinienwald, in dem erstaunlich viele andere Läufer anzutreffen sind. Monte Gordo scheint bei Sportlern in dieser Jahreszeit beliebt zu sein.
Nach dem Laufen schließe ich noch eine kurze Barfuß-Joggingrunde an Strand an, im Sand und zum Teil im flachen Wasser. Das ist mal eine schöne Abwechslung im Training. Anschließend machen wir noch ein kleines Schatten-Fotoshooting am Strand, bei dem ein paar lustige Bilder entstehen.
7. Tag: Zum ersten Mal Flugangst
Heute geht’s ausnahmsweise zeitig raus für eine letzte Joggingrunde mit anschließendem Dehnprogramm.
Nach dem Frühstück checken wir aus und fahren zur Autovermietung am Flughafen. Erst kurz vor Abgabe des Autos tanken wir zum ersten und einzigen Mal auf unserer kleinen Rundreise. Mit unserem Dieselauto sind wir für rund 50 Euro (entspricht etwa 35 Liter) stolze 650 km weit gefahren. Am Flughafen ist noch etwas Zeit für Arbeit am Notebook, das ich heute zum ersten Mal seit Beginn der Reise anschalte. Während des Flugs schreibe ich einen großen Teil dieses Reiseberichts.
Allerdings muss ich zuvor zum ersten Mal in meinem Leben eine sehr unangenehme Erfahrung machen: Angst bzw. eine Panikattacke, dass der Pilot im Rahmen eines Selbstmords in die Pyrenäen kracht. Ich bin schon oft geflogen und hatte niemals Angst. Wenn es aber (scheinbar) mehrere Indizien für ein Horrorszenario gibt, dann fühlt es sich plötzlich ganz real an! In diesem Moment spüre ich hautnah, wie ausgeliefert man als Passagier in einem Flugzeug wirklich ist, wenn es drauf ankommt.
Unser Flug war etwas verspätet gestartet, aber kommt fast pünktlich an. Mit dem Bus fahren wir weiter nach Würzburg. Und so geht wieder mal eine tolle Reise zu Ende.