Kurze Corona-Auszeit auf Lanzarote
Am 13. Dezember fliege ich spontan auf die Kanaren, um dem Alltag zu entfliehen und mich mental vom Stress der letzten Wochen zu erholen. Den für die Reise erforderlichen Corona-Negativtest gibt es in Würzburg kostenlos. Zudem ist eine Online-Registrierung bei den spanischen Behörden erforderlich. Alles klappt hervorragend – außer die Rückreise, aber mehr dazu später.
1. Tag: Flug nach Arrecife
Am 12. Dezember fahre ich abends mit dem Zug zum Flughafen Köln/Bonn und verbringe dort die Nacht. Etwas ungemütlich und ohne Schlaf, aber anders ging es nicht im Lockdown.
Kurz nach 6 Uhr morgens geht der Flug. Nach Ankunft in Arrecife wird meine Körpertemperatur gemessen, dann ist der Weg frei. Mit dem Bus fahre ich in die Stadt und trinke dort erstmal in Ruhe einen Kaffee. Dann geht es mit dem nächsten Bus zur Costa Teguise. Von der letzten Haltestelle sind es noch 2 km bis zu meiner abgelegenen Unterkunft in Los Ancones. Logistisch nicht ganz ideal, aber ich bin ja ein guter Läufer 🙂
Nach dem freundlichen Checkin lege ich mich kurz aufs Ohr. Dann breche ich für eine erste Laufrunde zum nahegelegenen Vulkanhügel auf. Der ist dann auch gleich ordentlich steil, wie es sich für einen Vulkan gehört, und bietet eine gute Aussicht.
2. Tag: Ruhetag
Nach der anstrengenden Anreise schlafe ich erstmal volle zwölf Stunden aus. Es soll ja auch etwas Urlaub und Erholung sein.
Dann geht es runter ans Meer für eine kleine Schwimmeinheit. Das Hauptproblem ist dabei, sicher ins Wasser und wieder heraus zu kommen, da es eine felsige Küste ist und die Wellen ganz ordentlich hereinrollen. Das Wasser hat noch etwa 20 Grad, sodass man durchaus 15 Minuten schwimmen kann, ohne auszukühlen. Am Nachmittag gehe ich noch einkaufen und Kaffee trinken in der Stadt.
Abends checkt Sisco in der Unterkunft ein. Er ist aus Barcelona, sodass ich mein Spanisch üben kann. Wir verstehen uns super.
3. Tag: Lava Trail
Nach dem Frühstück und einem Skype-Call für eines meiner Projekte breche ich etwas verspätet auf. Es geht entlang eines technischen Trails direkt an der Küste nordostwärts – eine schöne Strecke durch Lavagestein bei perfektem Wetter. Über einen Vulkan laufe ich zum Jardin de Cactus.
Unterwegs quatsche ich mit einem spanischen Bauern, der zum Glück seine Hunde schnell einfangen kann, die mich auf dem Weg entlang seines Grundstücks „empfangen“. Das ist echt ein Problem hier: Fast jeder hat einen Hund, und einige davon sind etwas übereifrig…
Für den Rückweg laufe ich einen einfachen, kürzeren Weg durchs Landesinnere, da mir inzwischen (wieder mal) das Wasser ausgegangen ist… Auch nach dem Lauf ist die Sonne noch da, sodass ich ins Meer springe und meine kurze Schwimmrunde von gestern wiederhole.
Einen Haken hatte die heutige Tour allerdings: Ich dachte, es würde ohne Sonnencreme gehen, aber habe mich dann doch im Nacken verbrannt. Manche Menschen lernen es eben nie.
4. Tag: Shopping in Arrecife
Nach dem sehr aktiven Tag gestern steht heute ein leichtes Programm an. Ich jogge rund 10 km nach Arrecife, trinke in Ruhe einen Kaffee und gehe dann „shoppen“. Allerdings nicht so, wie die meisten sich das vorstellen. Denn ich kaufe einfach im Super Dino ein – einige Lebensmittel, aber auch kleine Souvenirs und Mitbringsel. Mit einer vollen Tasche geht es im Bus zurück zur Costa Teguise, wo ich mein Mietrad für morgen abhole und damit zur Unterkunft radle. Beim Abendessen quatsche ich wieder einige Zeit mit Sisco.
5. Tag: Radtour nach El Golfo
Heute steht eine Tour quer über die Insel an, bei der ich große Teile der Strecke durch die geniale Lavalandschaft im und um den Nationalpark Timanfaya fahre. Einige Teile der Insel sind gerade etwas ergrünt, da es in den letzten Wochen scheinbar geregnet hat. Unterwegs kommt mir der zweifache Ironman-Champion Patrick Lange entgegen, allerdings in einer Abfahrt, sodass ich nicht schnell genug reagieren und umdrehen kann. Eine längere Kaffee- und Kuchenpause lege ich wie schon vor drei Jahren im kleinen Küstenort El Golfo ein, der immer eine Reise wert ist.
Dann geht es über Femes und La Geria zurück zur Costa Teguise. Eine wunderbare Runde mit viel (Gegen)Wind und gutem Trainingseffekt. Ich gebe das Rad ab und gönne mir zur Belohnung eine große Pizza.
6. Tag: Abenteuer-Ultralauf
Als früh morgens der Wecker klingelt, überlege ich kurz, liegen zu bleiben, da ich mich etwas müde fühle. Zum Glück blieb es bei dem Gedanken. Denn heute erlebe ich eines der besten Abenteuer des Jahres!
Kurz nach Sonnenaufgang geht es in Richtung der Berge im Nordosten der Insel. Von Mala aus laufe ich einen langgezogenen Weg durch den erstaunlich ergrünten Hang hinauf bis zum Aussichtspunkt Risco de Famara. In dem Moment, wo die Aussicht nach unten frei wird, bleibt mir kurz der Atem weg, so genial wirkt es. Und das, obwohl ich hier vor drei Jahren schon einmal war.
Ich laufe weiter entlang der Klippen bis zur kleinen Ortschaft Ye, um die Vorräte aufzufüllen, vor allem Wasser. Das ist wichtig, denn jetzt wird es ernst: Der Trail hinunter zu den Salinen und dann durch die Klippen der Steilküste ist höchst anspruchsvoll und verzeiht keine Fehler. Die Route ist ein echter Geheimtipp, aber auch riskant. Man muss schwindelfrei und trittsicher sein, eine App mit der genauen Strecke und GPS-Tracking dabei haben, und wie gesagt genug Verpflegung.
Es sind „nur“ knapp 20 km vom Verlassen der sicheren Straße bis zur Ankunft in Famara, aber die haben es in sich. Für mich wird es eine der schönsten Touren überhaupt, völlig entlegen und mit genialen Aussichten gespickt. Einfach fantastisch, völlig allein und auf sich gestellt zu sein, ein ultimatives Lebensgefühl.
Die einzigen, die das stört, sind die Möwen, die in den unzugänglichen Klippen ihr Zuhause haben und mich eine ganze Weile anmeckern 🙂
In Famara angekommen bin ich müde und nehme den Bus zurück zur Unterkunft. Aber nicht, ohne vorher noch zur Belohnung einen schönen Burger mit Pommes verspeist und dabei das Abenteuer des heutigen Tages reflektiert zu haben.
Auf der Rückfahrt erfahre ich, dass die Kanaren ab übermorgen wieder als „Risikogebiet“ eingestuft werden. Deshalb muss ich nachts noch meine Rückreise umplanen.
7. Tag: Vorzeitige Abreise
Genauso spontan, wie ich die kurze Reise geplant habe, muss ich nun also auch abreisen. Zwar nur einen Tag früher als gedacht, aber dafür Hals-über-Kopf. Denn würde ich erst morgen zurück fliegen, wäre eine Quarantäne über Weihnachten notwendig. Und das, obwohl die Corona-Inzidenz auf Lanzarote unter 20 (!) liegt, was aber in diesem Fall leider sinnlos ist…
Nach einer kurzen Nacht breche ich früh morgens zum Flughafen auf. Es wird ein chaotischer Tag… Ich muss nach Berlin fliegen, da das die einzige passende Verbindung ist. Leider ist der Flug verspätet, sodass ich den Bus nach Würzburg verpasse – und dann auch noch den letzten Zug. Kurzfristig komme ich nach einigem Hin und Her bei meinem Bruder unter. Erst am nächsten Tag fahre ich zurück nach Würzburg.