Es ist vollbracht: Wettkampfbericht zur Challenge Roth
Noch nie habe ich mich so gequält wie auf den letzten 15 km in Roth. Aber es hat sich am Ende alles gelohnt.
Ein großes Danke an alle, die mir die Daumen gedrückt oder via Live-Stream und direkt an der Strecke zugeschaut haben! Außerdem danke an meine Vorbilder, die schon zuvor einen Ironman gefinisht und damit (unbewusst) die Motivation geliefert haben, es auf der Langstrecke zu versuchen: Alexis Eisenhofer, André Stagge und Scott Redler.
Die Nacht vor dem Wettkampf konnte ich nur 2-3 Stunden mit Unterbrechungen schlafen. Aber das hat gereicht. Aufstehen um 04:00 Uhr, Brötchen mit Honig essen, viel trinken, Ultra Starter für die Fahrt nach Roth und die Trinkflasche mit Iso und Honig fürs Rad anrühren. Dann rein in Badehose und Oberteil und ab ins Auto. Am Start die Reifen auf 8 Bar gepumpt, Energieriegel verdrückt, ab aufs Dixie und dann in den Neo geschlüpft.
Schwimmen
Mein Start war um 07:20 Uhr – da waren die ersten Profis schon fertig mit Schwimmen. Ich habe für meine Verhältnisse relativ wenig Wasser geschluckt, aber es war ein ziemliches Gedrängel an den Wendebojen. Einmal Ferse ins Gesicht geschlagen bekommen, aber nix weiter passiert. Unangenehm war das Wunderscheuern im Nacken vom Neoprenanzug; da wird später noch ordentlich Salz und Sonnencreme in die Wunde laufen… Aber jetzt erstmal raus aus dem Wasser und ab aufs Rad.
Radfahren
Jetzt flogen die Fetzen! 7000 Trainingskilometer seit Januar plus die super Laufräder von Malte machten sich doppelt bezahlt. Auf den 180 km (wie versprochen a la Faris al Sultan in Badehose ohne jegliches Sitzpolster) überholte mich kein einziger Teilnehmer dauerhaft. Das Motto auf dem Rad: Alles an Riegeln und Gels reinstopfen, was geht, und von Anfang an auf Tempo fahren. Das Ergebnis war eine fantastische Radzeit mit einem knapp 38er Schnitt. Beim Wechsel zum Laufen rechnete ich die Zeiten hoch.
Laufen
Mein einziger großer Fehler in diesem Wettkampf: Die wahnwitzige Idee, den Marathon in 3:03 Stunden zu laufen und am Ende unter 9 Stunden zu finishen. Bei Kilometer 10 wurde mir klar, dass es auf keinen Fall reichen würde. Das Problem: Ich war diese Strecke in rund 43 Minuten gelaufen, also viel zu schnell. Ein typischer Anfängerfehler im Marathon, und natürlich erst recht mit der Vorbelastung in einer Langdistanz. Also etwas Tempo raus, möglichst gleichmäßig laufen und hoffen, dass der Einbruch so spät wie möglich kommt, oder bestenfalls gar nicht. Leider blieben mir die Konsequenzen nicht erspart. Ziemlich genau bei Kilometer 27 begann das große Leiden…
Die letzten 15 km im Marathon waren die Hölle! Ich bekam Magenkrämpfe und konnte praktisch nichts mehr trinken, und wenn, dann wurden die Krämpfe nur noch schlimmer. Also blieb ich ab Kilometer 30 komplett auf dem Trockenen. Die Sonne brannte und es war heiß. Damit war klar, dass es körperlich und mental von Schritt zu Schritt bergab gehen würde. Ab und zu ein Schluck Cola in den Mund, damit zumindest etwas Zucker über die Schleimhaut ins Blut kommt, dann spuckte ich das Zeug wieder aus.
Zwei andere Athleten, die in etwa mein Tempo liefen, waren die Rettung. Ich hing mich an ihre Fersen. Kopf, Magen und Beine sagten: „Halt an, leg dich hin, und bleib liegen!“. Aber ich musste dran bleiben, das war jetzt das einzige Ziel – auf keinen Fall abreißen lassen! Ich hämmerte mir immer wieder Motivationssprüche ein, die mich im monatelangen Training gepusht hatten. Und doch schien jeder einzelne Kilometer endlos. Ich dachte immer wieder, es reicht nicht mehr. Und jedes Mal wurde es schwieriger, diesen Gedanken wieder abzuschütteln.
Bei Kilometer 39 stand es endgültig auf der Kippe. „Noch 15 Minuten laufen“ schien unmöglich. Ich war am Ende. Nur noch Tunnelblick und Dauerbefehl an die Beine, um jeden Preis das Tempo zu halten. Und irgendwie hat es dann doch gereicht. Der rote Teppich begann. Links und rechts Zuschauer, der Moderator sagte meinen Namen und die Zeit durch. Doch das übliche Hoch, was man auf der Ziellinie hat, blieb aus. Ich wollte nur noch, dass es endlich vorbei ist…
Es ist vollbracht
Beim Anhalten dachte ich, es haut mich um. Das dachten die Sanitäter wohl auch, aber ich sagte es würde gehen, nur Wassermangel. Medaille und Finisher-Shirt waren egal, nur ein Gedanke: Trinken, trinken, trinken, und dann Hinlegen! Es dauerte 2 Stunden, bis ich wieder aus dem Ziel-Zelt heraushumpelte und es zu meinen Eltern, Geschwistern und Freunden schaffte, die mich an der Strecke angefeuert hatten und schon eine ganze Weile im Ziel warteten.
Erst jetzt setzte sich langsam die Freude über das Ergebnis durch. Und vor allem darüber, dass ich mich selbst besiegt habe – ein fantastisches Gefühl, das ich jedem Sportler nur wünschen kann. Dafür hat sich die ganze Quälerei gelohnt!
Verluste: 2 Zehennägel, rund 10.000 Kalorien, unzählige Liter Schweiß, einige Stückchen Nackenhaut
Meine Zeiten
Schwimmen (3,8km) 1:07:09
Wechselzeit 0:02:08
Rad (180km) 4:46:12
Wechselzeit 0:01:32
Laufen (42km) 3:20:49
Gesamt 9:17:48
Pinkelpausen: keine!