Erstes Saisonhighlight bei der Challenge Kraichgau
Die Realität eines Wettkampf-Morgens kann ernüchternd sein. Mein erstes Hindernis ist es, überhaupt vom Hotel zum Start zu kommen. Ich habe mich für die 15 Kilometer auf den Shuttle-Bus verlassen, der aber offensichtlich nur für die Zuschauer in der Zeit nach dem Start verkehrt. Da stehe ich also da mit dem Neo und den Wechselbeuteln… Zum Glück finde ich beim Frühstück einen anderen Starter, der in seinem Auto nebst Frau und Tochter noch einen Platz frei hat. Nochmal Glück gehabt.
Schon während der Fahrt zum See geht ein übles Gewitter mit sintflutartigem Regen los. Der Feldweg zum Start gleicht einer Schlammpiste. Es ist klar, dass man das Rennen bei Gewitter nicht starten kann, also heißt es warten. Ich ziehe in Ruhe den Neo bis zur Hüfte an und behalte die restlichen Klamotten inklusive der Schuhe so lange wie möglich an, um nicht auszukühlen. Die Moderatoren der Challenge lassen sich vom Wetter nicht irritieren – sie verbreiten über die Lautsprecher weiter gute Laune und spielen coole Musik.
Der Start wird 2x verschoben. Zwischenzeitlich liegt sogar das Thema Rennabbruch in der Luft. Geschätzte 100+ Teilnehmer brechen gleich freiwillig ab – das Risiko eines Sturzes auf regennasser Fahrbahn ist ihnen einfach zu hoch. Kurz darauf die lang ersehnte Nachricht: Um 10 Uhr ist Start für die Profis, danach schubweise der Rest. Ich bin in Gruppe 4 und um 10:30 Uhr dran.
Das Rennen
Als mein Startschuss fällt, sind viele Schwimmer der ersten Gruppe schon mit der 1,9 Kilometer langen Runde fertig und steigen aufs Rad. Die werde ich sicher nicht mehr kriegen 🙂 Neben meiner eher „moderaten“ Schwimmleistung verliere ich auch Zeit, um einige langsame Brustschwimmer (!) der vorherigen Gruppen zu umschiffen. Vor allem deren Beinschlag kann sonst schmerzhaft werden.
Nach dem Landgang geht es barfuß in die überfluteten Radschuhe und ab auf die 90 Kilometer lange, hügelige Runde. Jetzt beginnt der Spaß erst richtig, denn ich bin relativ spät gestartet und kann jetzt reihenweise andere Teilnehmer überholen. Doch fast wäre es nicht dazu gekommen, denn nur um Haaresbreite entgehe ich nach wenigen Kilometern dem Straßengraben – ich hatte vergessen, die Vorderradbremse nach dem Transport im Auto wieder zu schließen! Dummer Fehler, aber nochmal Glück gehabt. Auch später habe ich nochmal Glück: An einer Stelle hat irgendein Idiot Glasscherben auf die Strecke gekippt, was geschätzten 50+ Teilnehmern einen (oder sogar zwei) Platten beschert…
Ab der Hälfte der Radstrecke ist das Wetter plötzlich so gut, dass die Straße trocknet. Jetzt kann ich richtig drauf drücken. Mit 2:30:34 Stunden erreiche ich auf dem Rad sogar noch meinen zuvor angepeilten 36er Schnitt. Zwar ist eine schnelle Radtaktik durchaus riskant wegen des anschließenden Halbmarathons, für den man sich Kraft aufsparen sollte. Aber meine Idee ist es, auf dem Rad ordentlich Druck zu machen und zu schauen, ob und wie stark sich das wirklich auf meine Laufleistung auswirkt.
Die Antwort: Laufen geht trotz der harten Radtaktik erstaunlich gut! Ich schaffe den Halbmarathon trotz ordentlicher Hitze, einigen Höhenmetern und der deutlichen Vorbelastung in 1:29 Stunden. Wobei ich zugeben muss, dass die letzte der 3 Runden eine elende Quälerei war Aber in welchem Rennen ist man am Ende bitteschön nicht fix und fertig? Durch den ständigen Gel-, Cola- und Iso-Konsum kann ich mich noch ohne Leistungseinbruch ins Ziel retten. Die Gesamtzeit von 4:38 Stunden (meine langsamen Wechselzeiten haben nochmal 2-3 Minuten extra gekostet) sind immerhin eine neue persönliche Bestleistung.
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen
Keine 2 Jahre nach meinem ersten Triathlon überhaupt stehe ich nun (endlich) vor der großen Herausforderung einer Ironman-Distanz bei der Challenge Roth. Ohne Pannen und frühzeitiges Überzocken ist nach der überraschend starken Zeit in Kraichgau sogar jetzt eine Traum-Zielzeit von unter 10 Stunden in greifbarer Nähe. Feuer frei für die heiße Vorbereitungsphase!