Die Welt gehört den Optimisten
Auf den ersten Blick mag die Überschrift zynisch klingen. Denn es ist eine Tatsache, dass jeden Tag unzählige Menschen Opfer von Hunger, Terror und Krieg werden. Zu oft bekommen wir in der „ersten Welt“ wenig davon mit, solange es uns nicht direkt betrifft und „weit weg“ ist.
Aber gibt es noch eine andere Tatsache: Langfristig betrachtet werden die Menschen immer friedlicher. Das hat Harvard-Professor Steven Pinker in seinem Buch „The Better Angels of Our Nature“ eindrucksvoll gezeigt. [1] Ein Ergebnis, das Mut macht:
„Believe it or not – and I know that most people do not – violence has declined over long stretches of time, and today we may be living in the most peaceable era in our species‘ existence.“ [1, S. xxi]
Das bedeutet, dass die negativen Nachrichten, die uns erreichen, den positiven Basistrend verschweigen: Trotz aller Probleme wird es auf lange Sicht insgesamt besser. Die Gewalt geht zurück, unser Wissen vermehrt sich, und es gibt immer neuen technischen und medizinischen Fortschritt. Einige der schlimmsten und grausamsten Dinge haben dazu geführt, dass die Menschheit letztlich näher zusammenrückte.
Optimismus
Laut Wikipedia ist Optimismus eine Lebensauffassung, in der die Welt oder eine bestimmte Sache von der besten Seite betrachtet wird. Optimisten haben eine zuversichtliche und lebensbejahende Grundhaltung sowie positive Erwartungen für die Zukunft. Sie sehen die Welt in einem Aufwärtstrend, in dem sich die Dinge auf Dauer zum Besseren entwickeln. [2]
Der wichtigste Effekt von Optimismus für jeden Einzelnen ist, dass es sich positiv auf das eigene Leben auswirkt. Gesunder Optimismus hilft dabei, an sich zu glauben, beständig auf Ziele hin zu arbeiten und zu „wissen“, dass man es schaffen wird. Auf diese Weise lassen sich Rückschläge viel besser wegstecken. Denn aus Sicht des Optimisten stellen sie nur temporäre Hürden dar, die es zu überwinden gilt. Indem diese Rückschläge genau analysiert werden, lässt sich sogar etwas Positives erzielen: Ein Lerneffekt für die Zukunft. Mit dieser positiven Perspektive können wir im Lauf der Zeit immer besser werden – weil wir niemals wirklich „scheitern“, sondern immer nur dazulernen.
Optimismus wirkt sich auch auf die eigene Ausstrahlung und damit auf andere Menschen aus. Man wird viel positiver und angenehmer wahrgenommen, bleibt seinen Mitmenschen besser im Gedächtnis und kann sie vielleicht sogar inspirieren. Schließlich verbringen die meisten Menschen viel lieber Zeit mit jemandem, der „gut drauf ist“ und die Welt von ihrer besseren Seite sieht. Auf diese Weise können positive Synergien entstehen, etwa durch vertrauensvolle Kontakte zu anderen Menschen, die eine Grundlage für erfolgreiche persönliche Netzwerke sind. So öffnet sich für Optimisten vielleicht die eine oder andere Tür im Leben, die Pessimisten verschlossen bleibt.
Und es gibt noch ein wichtiges Argument für Optimismus: Wir haben nur ein Leben und begrenzte Zeit und Energie zur Verfügung. Möchte man diese Ressourcen wirklich damit verschwenden, ständig Trübsal zu blasen, sich einer Abwärtsspirale negativer Gedanken hinzugeben und Familie und Freunde damit zu belasten? Dadurch ändert sich nichts, ganz im Gegenteil. Wir können auch in schwierigen Zeiten versuchen, nach vorn zu schauen und immer wieder aufzustehen, um Optimismus in unser Leben zu bringen, der uns antreibt. Nicht selten finden wir auf diesem Weg kreative Ideen und Lösungen, um die Dinge voranzubringen – jeder Einzelne für sich selbst, und alle zusammen die Menschheit als Ganzes.
Die Welt gehört den Optimisten
Denken wir einmal zurück an unsere Kindheit. Wie grenzenlos sich alles anfühlte. Die Welt stand uns offe, und wir konnten es kaum erwarten, „groß zu werden und fliegen zu lernen“ (deshalb auch das Titelbild dieses Beitrags).
Optimismus kann uns dabei helfen, dieses Gefühl ein bisschen zu erhalten. Auch, wenn uns die Realität manchmal schockiert. Es ist unsere Entscheidung, wie wir damit umgehen und wie wir das Beste daraus machen.
Ich bin davon überzeugt, dass die Welt den Optimisten gehört. Denen, die positiv denken, an sich glauben und nach vorne schauen. Denen, die dafür sorgen, dass unser Leben auch in Zukunft friedlicher und besser wird.
Zum Abschluss noch ein optimistisches Zitat. Es stammt vom Investor Philip A. Fisher, der diesen Satz in seinem im Jahr 1958 erschienenen Buch schrieb. In einer Zeit nach zwei verheerenden Weltkriegen, in der die Welt wohl verloren gewesen wäre, hätte es keine Optimisten gegeben:
„We are starting the second decade of a half century that may well see the standard of living of the human race advance more than it has in the preceding five thousand years.“ [3, S. 291]
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[1] Pinker, S. (2011), The Better Angels of Our Nature, Why Violence Has Declined, Penguin Books.
[2] Wikipedia, Optimismus, Zugriff am 16.11.2015, https://de.wikipedia.org/wiki/Optimismus
[3] Fisher, K. (2015), Beat the Crowd, How You Can Out-Invest the Herd by Thinking Differently, Wiley.