Ausflug zur Zugspitze
Nur knapp eine Woche ist es her, dass wir aus unserem fantastischen Urlaub in Nordspanien mit den vielen Wandertouren in den Bergen zurück sind. Es ist Freitag, der 11. Oktober, und für das Wochenende ist nochmal wunderbares Spätsommerwetter angesagt. Also entschließen wir uns spontan, einen kurzen Ausflug in der Berge zu starten – wahrscheinlich der letzte in diesem Jahr.
Micha bucht vormittags das Hotel in Ehrwald und am späten Nachmittag fahren wir los. Alles geht glatt, bis wir über die österreichische Grenze fahren und feststellen, dass man hier wohl Maut zahlen muss?! So sagen es zumindest die Schilder am Straßenrand. Da wir beide kein Auto haben und deshalb nur selten selbst fahren, haben wir damit überhaupt nicht gerechnet. „Augen zu und durch“, sage ich zu Micha. Wir fühlen uns wie kleine Verbrecher, die hoffen, nicht erwischt zu werden, während wir durch die Nacht bis zu unserer Unterkunft düsen.
Alles geht gut und wir kommen ohne Strafe im Hotel an. Dort die erste positive Überraschung: Die Sauna läuft ist bereits! Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Micha fühlt sich leider etwas krank und ruht sich lieber auf dem Zimmer aus.
1. Tag: Wanderung zur Zugspitze
Relativ zeitig brechen wir zur Talstation der Ehrwalder Almbahn auf. Dort angekommen fährt Micha mit der Bahn nach oben, während ich (natürlich) hoch laufe. Allerdings zwickt mein linker Fuß immer mal wieder mit einem unerklärlichen, stechenden Schmerz, den ich aber so gut es geht ignoriere. Denn eigentlich kann da nichts verletzt sein, da ich zuletzt weder viel trainiert noch irgendwie umgeknickt bin. Tatsächlich wird sich der Fuß heute und in den kommenden Tagen immer wieder mal melden, bevor das Ganze so plötzlich wieder verschwindet wie es gekommen ist.
Unterwegs checke ich via Twitter die Zwischenzeiten beim Marathon-Rekordversuch von Eliud Kipchoge, der heute als erster Mensch unter der magischen 2-Stunden-Marke (1:59:40) Geschichte schreiben wird.
Auf rund 2100 Meter Höhe sehen wir die ersten Schneereste. Doch inzwischen ist es Mittag und in der Sonne angenehm warm, sodass ich es nicht bereue, in kurzer Hose und T-Shirt unterwegs zu sein. Es sind heute auch viele andere Wanderer unterwegs und wir sprechen unterwegs mit einigen. Dabei fällt mir auf, dass ich der einzige bin, der kurze Hosen trägt. Außerdem haben fast alle anderen Wanderschuhe an und einige sind sogar mit Stöcken unterwegs, während wir locker mit Trailrunning-Schuhen unterwegs sind. Das macht uns aber auch schneller als alle anderen, obwohl Micha noch etwas angeschlagen ist.
Ein Pärchen, das wir unterwegs treffen, erzählt uns, dass oben der Schnee knietief sein soll. Unser erstes Problem ist jedenfalls, dass uns die Wasservorräte ausgehen. Hätte ich wissen müssen, dass mir eine Trinkflasche nicht reicht… Also fange ich an, Schnee zu essen, was allerdings ziemlich kalt an den Zähnen ist. Weiter oben gibt es aufgrund der hohen Temperaturen dann so viel Schmelzwasser, dass ich die Flasche direkt an einem kleinen Rinnsal auffüllen kann.
Der letzte Kilometer ist eine steile Klettertour über Geröll und entlang von Abhängen. Tatsächlich ist der Schnee hier knietief, aber wir kommen gut durch, da bereits Fußstapfen von den Wanderern vor uns da sind. Nur die Füße werden nass und kalt, aber das lässt sich verschmerzen. Auf diesem Stück sehen wir auch zwei in die Felsen gesetzte Schilder zum Gedenken an die zwei Männer, die hier beim Zugspitzlauf im Jahr 2008 ums Leben gekommen sind.
Oben angekommen gehen wir direkt auf den Gipfel, wo außer uns überwiegend Kletterer in voller Montur unterwegs sind. Mit meinem Sommer-Outfit sehe ich dagegen aus wie ein absoluter Tourist 🙂
Es ist schon Nachmittag und keiner von uns hat Lust, wieder nach unten zu laufen. Also nehmen wir die Tiroler Bergbahn für üppige 30 Euro pro Person, die unterwegs eine beeindruckende Aussicht auf das Bergmassiv bietet. Unten angekommen nehmen wir den Bus zurück zum Auto an der Talstation der Ehrwalder Almbahn – mit unserem Touristenpass von der Unterkunft ist die Fahrt kostenlos.
Abends gehe ich zur Belohnung wieder in die Sauna. Diesmal zusammen mit Micha, die sich trotz (oder gerade wegen) unserer Tour etwas besser fühlt. Anschließend schauen wir die Übertragung vom Ironman Hawaii und erinnern uns an die Reise dahin vor 3 Jahren. Kurz nach Mitternacht werde ich aber so müde, dass ich ausnahmsweise nicht bis zum Ende schaue – Jan Frodeno liegt hier bereits souverän in Führung und ich hoffe, dass nichts mehr anbrennt. Tatsächlich wird er Weltmeister mit neuer Rekordzeit – und Anne Haug macht auch noch den ersten deutschen Doppelsieg perfekt!
2. Tag: Herzogstand Trail Loop
Eigentlich ist für heute nichts geplant. Doch auf der Rückfahrt im Bus gab uns einer der Wanderer, die wir unterwegs getroffen hatten, einen guten Tipp: Den Herzogstand bei Walchensee. Da wir ohne unser Mautticket ohnehin so schnell wie möglich aus Österreich raus möchten, fahren wir direkt wieder nach Deutschland und über Garmisch Partenkirchen nach Walchensee. Unterwegs kommen uns unzählige Tagestouristen aus dem Münchner Raum entgegen, die wohl heute alle noch ein letztes Mal Wandern möchten. Dummerweise findet aber in Walchensee eine Demonstration der Einwohner gegen die Flut an Touristen statt, sodass es dort einen ziemlich Mega-Stau gibt – zum Glück in die andere Richtung.
Angekommen in Walchensee starte ich eine schnelle Wander- und Laufrunde hinauf zum Herzogstand. Von dort aus geht es weiter entlang der anschließenden Berggipfel die Runde herum und zurück zum Ausgangspunkt. Eine herrliche, technisch moderate Runde, absolut empfehlenswert! Micha bleibt währenddessen mit ihrem Buch unten am See und erholt sich etwas.
Nach Walchensee halten wir noch kurz in einem kleinen Ort, um die letzte „Pflicht“ zu erfüllen: Einmal Kaiserschmarren essen. Dann geht es den langen Weg zurück bis in den Abend hinein zurück nach Würzburg.