Angriff auf die 3-Stunden-Marke
28. Oktober 2012. Tag der Wahrheit. Reicht es für 2:59 Stunden?
Zehn Wochen intensives Marathon-Training, eine Nacht in der Notaufnahme und eine gemütliche Tapering-Woche liegen hinter mir. Ich muss betonen, dass es die Idee meines Vereinskollegen Frank war, überhaupt einen Angriff auf die 3-Stunden-Marke zu versuchen. Anfangs hätte ich niemals daran geglaubt, die alte Bestzeit um 20+ Minuten verbessern zu können. Doch nach überraschenden 1:24:48 Stunden beim Aschaffenburg Halbmarathon vor 3 Wochen scheint plötzlich alles möglich!
Bis in die Haarspitzen motiviert stehe ich am Start
3 Grad Celsius. Im Startblock ist es aber so eng, dass man sich nicht nur kaum bewegen kann, sondern dass dort locker 20 Grad herrschen. Meine wärmende Mülltüte hätte ich also zu Hause lassen können. Dann der Startschuss. Schon nach rund 45 Sekunden im Stau geht es für mich offiziell über die Startlinie und ab ins Rennen. Nach einem Kilometer schaue ich auf die Uhr. 4:12 Minuten. Das Tempo erscheint mir locker, fast schon zu langsam, aber ist tatsächlich sogar etwas zu schnell. Ein gutes Zeichen. Ich finde meinen Rhythmus. Ab diesem Moment „weiß“ ich, dass heute die 3-Stunden-Marke fallen wird!
Bis Kilometer 25 läuft es super und ich muss die ganze Zeit eher etwas „bremsen“, um nicht schneller als die geplante Pace zu laufen. An der 30-Kilometer-Marke ändert sich das, ich muss jetzt aktiv aufs Tempo drücken, um die Pace zu halten. Das war natürlich zu erwarten und ist deshalb auch kein Grund für irgendwelche Zweifel. Doch 5 Kilometer später schaue ich wieder auf die Uhr und sehe, dass ich jetzt 30 Sekunden hinter meiner Zielzeit liege. Da ich mit einer einfachen Stoppuhr laufe, war das Rechnen an den vorherigen Kilometermarken zu kompliziert, sonst hätte ich das früher bemerkt. Jetzt geht es also ans Eingemachte. Die Leichtigkeit der ersten Rennhälfte ist komplett verflogen, ich fühle mich schwer und müde. Es ist nicht der „Mann mit dem Hammer“, aber ich spüre zumindest seinen Atem.
Ich versuche, soweit es geht aufs Gaspedal zu treten. Und das tut jetzt weh. Ab Kilometer 37 wird es richtig hart. Es mag seltsam klingen und ich konnte es im Vorfeld auch nicht glauben, aber der eigentliche Marathon beginnt wirklich erst jetzt. Ringsum fallen immer mehr der 3-Stunden-Aspiranten zurück, mit denen ich bisher in einer Gruppe gelaufen bin. Das macht es zunehmend schwierig, einzuschätzen, wie schnell ich gerade laufe, da der Vergleich zum Tempo der anderen total täuscht. Aber ich laufe jetzt ohnehin am Limit.
Bei Kilometer 40 überhole ich den 2:59-Stunden-Zugläufer. Fast das ganze Rennen über konnte ich ihn etwa 1 Minute entfernt vor mir sehen. Er sieht jetzt aber nicht mehr gut aus und scheint „geplatzt“ zu sein. Seltsamerweise motiviert mich das, es „jetzt erst recht“ schaffen zu wollen. Ich hole nochmal alles an Reserven heraus und laufe auf den letzten beiden Kilometern einen 4:11-Minuten-Schnitt. Das höchste Tempo des ganzen Rennens. Und nur ein einziger Gedanke: Jetzt auf keinen Fall den Fuß vom Pedal nehmen!
Tunnelblick auf der langen Geraden zum Messeturm
Dann die Kurve zur Festhalle, der rote Teppich, die letzten 100 Meter. Dort werden gerade die letzten Sekunden zur 3 Stunden-Marke heruntergezählt, ein fantastisches Gefühl. Bei 2:59:57 Stunden laufe lief ich über die Ziellinie. Abzüglich des Staus am Start beträgt meine Zeit 2:59:12 Stunden. Ein Traum wird wahr!
Den ganzen restlichen Tag schwebe ich wie auf einer Wolke. Peinlich ist nur der Moment, in dem ich meinen Regenerations-Shake mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser schüttle und das ganze Zeug plötzlich durch die Gegend (und gegen Personen) fliegt…
Den Vereinskollegen gebe ich zum Dank für die Idee und Motivation eine Runde Burger aus!
Split Zeit Pace km/h
05km 00:21:00 04:12 14.29
10km 00:42:19 04:16 14.08
15km 01:03:34 04:16 14.11
20km 01:24:53 04:16 14.08
25km 01:46:06 04:14 14.19
30km 02:07:20 04:15 14.13
35km 02:28:54 04:19 13.91
40km 02:50:02 04:14 14.20
Ziel 02:59:12 04:11 14.37