3 Tage Laufabenteuer
Letzte Woche habe ich mal wieder ein echtes Abenteuer in unserer sonst so modernen Welt erlebt!
Am Mittwoch geht es früh morgens mit Laufrucksack los. Geplant sind je nach körperlicher Verfassung und Wetterbedingungen 3-5 Lauftage mit langen Distanzen, im Idealfall mit Ziel bei meinen Eltern in Auerswalde. Schon letztes Jahr war ich dorthin gejoggt – allerdings den kürzesten möglichen Weg überwiegend entlang der Straße, was nicht gerade angenehm war…
Die neue Route über den Thüringer Wald und das Erzgebirge verlängert die gesamte Tour um knapp 100 km auf rund 400 km. Das Motto diesmal: Möglichst viel Natur, Trails, Wälder – und ein schonender Laufstil. Konkret heißt das, alle sichtbaren Anstiege mit mehr als 2-3% Steigung zu gehen statt zu joggen. Das reduziert zwar das Durchschnittstempo. Aber viel wichtiger: Auch das Verletzungsrisiko sowie die Regenerationszeit könnten sich verbessern. So zumindest die Theorie, die ich nun in der Praxis testen möchte.
Im Folgenden die Kurzfassung meiner Erlebnisse mit einigen Fotos von unterwegs.
Tag 1: Lauf nach Bad Königshofen
Der Moment, in den man zu Hause mit nur dem Allernötigsten losläuft, ist immer etwas unwirklich. So auch diesmal, morgens um 07:15 Uhr. Aber nach rund 10 km bin ich mental raus aus dem Alltag und bereit für das Abenteuer. Über Rimpar geht es nach Arnstein.
Das Wetter ist gut. Zu gut. Denn auf dem Weg nach Fuchsstadt geht mir das Wasser aus. Dort angekommen fülle ich meine Flasche auf dem Friedhof wieder auf, da der einzige Mini-Markt geschlossen hat. Weiter geht es in der Mittagshitze über Feuerthal und Wittershausen nach Bad Kissingen.
Die Beine fühlen sich nach 60 km noch gut an. Über das Naturwaldreservat am Dachsbau, wo neuer Urwald wächst, geht es nach Münnerstadt. Dabei fällt mir (wieder mal) auf, wie viel angenehmer es im Wald gegenüber den Freiflächen ist: Locker 10 bis 15 Grad kühler, höhere Luftfeuchte, weniger Wind und schönes Vogelgezwitscher. Einfach wunderbar!
Am Nachmittag ziehen zunehmend Wolken auf, was das Laufen etwas angenehmer macht. Durch den Wald laufe ich über das kleine Klosterdorf Maria Bildhausen nach Kleineibstadt und von dort über Großeibstadt nach Bad Königshofen. Dort komme ich gegen 20:15 Uhr nach insgesamt 102 km an und schaffe es gerade noch, im Biergarten des Hotels zu essen und zu trinken, bevor der Regen einsetzt. Ich werde nicht ganz satt und bestelle mir noch eine Pizza, die allerdings etwas Magenschmerzen bereitet.
Tag 2: Lauf nach Sprechtsbrunn
Das Frühstück beginnt leider etwas spät, sodass ich erst gegen 08:30 Uhr loslaufen kann. Das Wetter ist viel kühler als gestern und es beginnt auch bald zu regnen. Über kleine Ortschaften und Waldgebiete geht es nach Hildburghausen, wo ich nach rund 40 km die Vorräte auffülle. Zwischendurch wird das Wetter etwas besser, bevor es am Nachmittag dann richtig schüttet. Über Eisfeld laufe ich nach Sachsenbrunn, wo meine Schuhe komplett unter Wasser stehen. Inzwischen sind die Füße aufgequollen und ich spüre unangenehme Druckstellen. In einer Bushaltestelle mache ich Pause, ziehe die Schuhe aus und wechsle in die Ersatzsocken, die aber nur wenige Kilometer trocken bleiben…
Trotz des schlechten Wetters geht es weiter – und zwar steil bergauf in den Thüringer Wald, wo ich bald auf den berühmten Rennsteig treffe. Es ist ein echter Glücksmoment, als ich das erste Schild mit dieser Aufschrift sehe.
Hauptsächlich entlang von Forstwegen laufe ich auf und ab über Lauscha und Ernstthal bis nach Spechtsbrunn. Am Ende sind es heute 81 km trotz hohem Zeitverlust durch die Zwangspausen und Fußprobleme.
Vor allem aber weiß ich nach so einem Tag mal wieder ganz genau, was wirklich wichtig ist: Ein Dach über dem Kopf, genügend Essen und Trinken und ein schönes, warmes Bett!
Tag 3: Lauf nach Hof
Nachdem vor allem meine Füße gestern ziemlich gelitten haben und sich auch heute nicht gerade gut anfühlen, entscheide ich, nur die rund 60 km bis Hof zu laufen. Den Rest der Tour (etwa 150 km) werde ich später mal über 2 Tage nachholen.
Das Wetter ist auch heute kühl, windig und regnerisch, aber etwas besser als gestern. Über den blauen, alternativen Rennsteig, der nicht entlang der Straße geht und deshalb auch zu empfehlen ist, laufe ich nach Steinbach am Wald.
Dann geht es weiter bis nach Brennersgrün, wo ich eine kalte Dusche von oben bekomme.
Anschließend laufe ich über lange Waldstrecken entlang des Rennsteigs und später über weitere Wald- und Wiesenwege bis zum steilen Anstieg hinauf zum Hirschsprung und zum Aussichtspunkt König David im Höllental.
Für das letzte Drittel der Tagesetappe finde ich leider keinen schöneren Weg als entlang der Straße über Issigau und Berg bis nach Joditz zur Fattigsmühle, wo es die nächste kalte Dusche gibt. Von hier aus sind es nur noch rund 10 km bis zum Hauptbahnhof, wo ich das Abenteuer müde und erschöpft, aber vielleicht gerade deshalb auch glücklich und zufrieden beende.
Letztlich ist es ohnehin die bessere Entscheidung, den Rest der Lauftour irgendwann später zu absolvieren: Frisch und ausgeruht, um die Natur von Hof aus über das Erzgebirge auch wirklich genießen zu können, statt mich nur stumpfsinnig durchzuquälen und vielleicht noch ernsthaft zu verletzen.
Mit dem Zug geht es zu meinen Eltern, wo ich ein schönes Wochenende mit viel Essen und in guter Gesellschaft meiner Geschwister und Großeltern verbringe. Und da die Laufuhr sagt, dass ich an den drei Tagen mehr als 20.000 Kalorien verbraucht habe, die es wieder aufzufüllen gilt, habe ich auch keine Restriktionen, was die Nahrungsaufnahme angeht 🙂
Was das Ergebnis des Lauf-Wander-Rhythmus angeht, bin ich noch unschlüssig. Einerseits hatte der Wechsel wohl einen positiven Effekt im Sinne einer geringeren Ermüdung während des Tages, aber wirklich gut habe ich mich am zweiten und dritten Tag trotzdem nicht mehr gefühlt.
Fazit
Endlich mal wieder ein echtes Abenteuer in unserer sonst so modernen Welt! Insgesamt 247 km und 4600 Höhenmeter mit nur etwa 1/3 Straßenanteil.