Bergwandern in Nordspanien
Zum ersten Mal dieses Jahr ist ein echter Urlaub geplant! Für zweieinhalb Wochen geht es mit dem Auto von Barcelona aus über Girona in die Pyrenäen und dann weiter über San Sebastian entlang der nordspanischen Küste bis zum bekannten Pilgerort Santiago de Compostela. Neben viel Schlaf und viel Essen sind auch ein paar anstrengende Touren dabei, aber insgesamt können wir uns körperlich und vor allem mental wirklich gut erholen. Und noch dazu verbessern wir unsere Spanischkenntnisse (zumindest ein bisschen).
1. Tag: Flug nach Barcelona
Mit dem Zug fahre ich schon morgens nach München, um dort noch an der Jahrestagung des Münchner Finance Forums teilzunehmen. Am späten Nachmittag treffe ich mich dann mit Michaela am Bahnhof und erlebe die erste Überraschung: Ein S-Bahn-Ticket zum Flughafen kostet stolze 11,60 Euro?! Wenn ich es gleich zusammen mit dem ICE von Würzburg aus gebucht hätte, wären es nur 3 Euro gewesen… Lektion gelernt.
Am Abend geht unser Flug nach Barcelona wie geplant. Wir kommen spät an und nehmen direkt den Shuttle-Bus in die Stadt. Dann noch ein kleiner Fußweg bis zum AirBnB im Stadtteil La Barceloneta. Gegen 24 Uhr fallen wir nach einem langen Tag müde ins Bett.
2. Tag: Sightseeing in Barcelona
Erstmal schön ausschlafen (das behalten wir fast jeden weiteren Tag in diesem Urlaub bei). Am Vormittag geht es zum großen Stadtrundgang durch Barcelona: Zunächst entlang der Strandpromenade, dann durch das Gezwitscher von Stadtpapageien und weiter zur bekannten Basilica der La Sagrada Familia.
Anschließend laufen wir bis zum Stadtteil Vila de Gracia und nehmen dort für ein paar Stationen die Metro, da der Fußmarsch doch schon ziemlich lang ist. Im Südwesten wandere ich den Hügel zum Castell de Montjuic hinauf, der eine gute Aussicht auf die Stadt bietet. Micha leiht sich lieber einen E-Roller aus, um gemütlich nach oben zu düsen – allerdings ärgert sie sich später darüber, da sich das Gerät oben am Berg nicht auschecken lässt und die Zeit munter weiter läuft, während sie wieder bis zum Ausgangspunkt hinunter rollt. Ein ziemlich teurer Spaß.
Am späten Nachmittag laufen wir nach einer Kaffeepause (davon wird es auf unserer Reise noch viele geben) entlang der bekannten Flaniermeile Rambla de Santa Monica, auf der sich unzählige Touristen herumtreiben. Abends gehen wir noch kurz ans Meer, aber sind dann doch ziemlich müde und bleiben nur kurz dort.
3. Tag: Fahrt nach Girona
Morgens hole ich das nach, was gestern Abend nicht mehr geklappt hat: Schwimmen im Meer. Eine Runde bis raus zur Boje, ein Stück quer zum Strand und wieder zurück. Dabei sehe ich insgesamt drei große, rote „Viecher“ im Wasser treiben, um die ich lieber gleich einen großen Bogen mache – entweder sind es Feuerquallen wie auf Sizilien (nur größer) oder irgendetwas anderes ekliges, was man nicht unbedingt genauer herausfinden muss.
Am späten Vormittag holen wir unser Auto – einen modernen Citroen C3 Aircross – bei Europcar ab. Ich bin schon gespannt, wie sich die „Zitrone“ an den steilen Passagen der Pyrenäen schlagen wird. Wir fahren erstmal ein Stück entlang der Küste nach Nordosten bis kurz vor Calella, wo wir eine schöne Badepause an einem hübschen, nicht von Touristen übersäten Strand machen.
Als wir zum Auto zurücklaufen, bekomme ich einen Schreck: Da ist doch hinten die Scheibe eingeschlagen?! Shit! Ich reiße die Autotür auf, die Alarmanlage geht los.
Und dann sagt Micha, dass es gar nicht unser Auto ist. Puuuh. Wir hatten zwei Parklücken weiter hinten gehalten und die Autos sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Wir hatten auch nichts erkennbar Wertvolles im Auto liegen lassen, sodass es sich für die Diebe überhaupt nicht gelohnt hätte. Also nochmal als Erinnerung für die Zukunft: Vor allem in bekannten Touristenregionen nie etwas im Auto liegen lassen, das nach möglichen Wertsachen aussieht!
Nach diesem Schreck geht es weiter, weg vom Meer in Richtung Girona. Dort checken wir ins Hotel ein und machen bis zum Abend einen ausgedehnten Stadtrundgang durch die schönen Gassen der Altstadt.
Als letztes kommen wir im Halbdunkel noch an der Kathedrale vorbei, die mit der langen Treppe und der breiten Front ziemlich beeindruckend wirkt.
4. Tag: Fahrt nach Baga
Nach einen ausgiebigen Frühstück brechen wir in Richtung Pyrenäen auf. Unterwegs sehen wir wie schon in Barcelona viele katalanische Flaggen und gelbe Schleifen, die von den Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung platziert wurden. Hier auf dem Land ist noch deutlich ausgeprägter zu erkennen, dass man sich gerne von Spanien abgrenzen würde. Welche Konsequenzen das allerdings mit sich bringen würde, scheint wohl den wenigsten der Sympathisanten bewusst zu sein…
Im kleinen Ort Olot machen wir eine Pause und drehen eine Runde durch die Stadt. Anschließend geht es auf zunehmend kurvigen Straßen weiter in die Berge. Wir nehmen den kleinen Umweg hoch zur Kapelle bei Montgrony mit und laufen oben eine Runde, bei der sich schon jetzt eine super Aussicht auf die Berge bietet.
Dann fahren wir noch bis zum kleinen Bergort Baga, wo wir drei Nächte bleiben. Abends finden wir im „Zentrum“ eine nette, belebte Bar, in der wir ein leckeres Essen bekommen.
5. Tag: Pedraforca
Als wir morgens aus dem Fenster schauen, hängen dort schwere Wolken, aus denen es regnet. Doch am späten Vormittag wird es etwas besser, sodass wir unser Glück versuchen und mit dem Auto in Richtung des kleinen Ortes Gosol aufbrechen. Auf dem Weg dorthin sehen wir viele Pilzsammler, die ihre Autos am Straßenrand geparkt haben.
Von Gosol aus führt ein Trail bis hoch zur bekannten Pedraforca. Bei zunehmend besserem Wetter wagen wir den Aufstieg und erreichen am Nachmittag die Durchgangsstelle zwischen den beiden Gipfeln.
Oben angekommen sehen wir vier Bergadler kreisen, die sich jedoch bei genauerer Betrachtung laut Micha als Gänse- oder Bartgeier herausstellen. Dennoch ist es beeindruckend, diese riesigen Tiere am Himmel schweben zu sehen.
Da der Wind ordentlich pfeift, gehen wir weiter und beginnen den Abstieg auf der anderen Seite. Hier ist die Bergflanke plötzlich in Wolken gehüllt und unten bekommen wir sogar einen leichten Regenschauer ab. Was wir in diesem Moment noch nicht wissen: Es wird für mehr als eine Woche das letzte Regenwasser sein, das wir auf unserer Reise sehen.
Als wir am Auto ankommen ist Micha ziemlich müde. Also essen wir gleich in einer kleinen Bar in Gosol und verbringen später einen ruhigen Abend im Hotel in Baga.
6. Tag: Moixero Nationalpark
Heute unternehmen wir getrennte Touren. Micha möchte sich etwas ausruhen, also setze ich sie bei den Gärten „Jardins Artigas“ ab. Sie schaut sich dort alles an und wird über Trails allein etwa 15 km zurück wandern.
Ich fahre zu einem Parkplatz etwas nördlich von Baga und unternehme eine größere Tour durch die Berge des Moixero Nationalparks. Unterwegs sehe ich erstaunlich viele Trailrunner. Scheinbar trainieren sie für das große Rennen, das hier im Oktober stattfindet, den Pirineu Ultra Trail. Außerdem sehe ich wieder jede Menge Geier, die wohl permanent auf der Suche nach verunglückten Schafen, Kühen oder Pferden sind, die hier auf vielen Wiesen stehen. Interessant ist, dass nicht nur die Kühe, sondern auch einige Schafe und Pferde mit einer Glocke herumlaufen.
Als ich oben auf rund 1500 Metern ankomme, hängen die Gipfel leider in den Wolken. Entsprechend ist es recht windig und kühl.
Etwas später reißt die Wolkendecke aber wieder auf und ich bekomme eine gute Aussicht geboten, einfach herrlich! Lustig ist auch, dass bei einer kurzen Pause eine neugierige Kuh direkt auf mich zuläuft und bis auf einen halben Meter herankommt 🙂
Das letzte Stück bergab jogge ich, um schneller voranzukommen – und bin fast zeitgleich mit Micha wieder zurück am Hotel.
7. Tag: Andorra
Heute fahren wir weiter ins Gebirge nach Andorra. Als erstes halten wir in der Hauptstadt Andorra de Vela für einen kurzen Stadtrundgang, der uns aber ziemlich enttäuscht: Das Land scheint als Steueroase vor allem Schicki-Micki-Touristen und Großeinkäufer anzuziehen, die hier shoppen gehen. Wirklich günstig sind aber wohl nur Sprit, Zigaretten und Alkohol…
Aber egal, wir sind ja wegen der Berge hier. Also weiter bergauf bis in den letzten Zipfel nach El Serrat, wo ein bekanntes Skigebiet liegt.
Und da, wo Skigebiete sind, können hohe Berge schließlich nicht weit sein. Wir fahren bis zum höchsten per Auto zugänglichen Punkt auf weit über 2000 Meter und unternehmen dann eine kurze, aber sehr abenteuerliche Bergwanderung.
Die heiklen Details erspare ich mir, aber so viel sei gesagt: Zum Glück war Mutti nicht dabei und hat gesehen, über welche Bergklippen unser Abstieg erfolgte… Zwischenzeitlich kreisten sogar schon die Geier über uns (darüber konnte Micha erst später lachen). Aber wie immer führte der „Guide“ (ich) uns sicher und wohlbehalten zum Auto zurück, wo wir dann sichtlich erleichtert ankamen. Schön, dass wir uns jetzt auf ein leckeres Abendessen im Hotel freuen können, statt bei unter Null Grad in einer Felsspalte zu übernachten 🙂
8. Tag: Fahrt nach Vielha
Nach einer erholsamen Nacht genießen wir ein spitzenmäßiges Frühstück und denken dabei nochmal an das Abenteuer von gestern zurück. Anschließend geht es zurück in Richtung Spanien – aber nicht, ohne kurz vor der Grenze nochmal billig für 1,16 Euro pro Liter vollzutanken. Der Preisunterschied zu Spanien beträgt etwa 20 Cent pro Liter. Außerdem schauen wir noch kurz in die riesigen Supermärkte hinein, in denen man so ziemlich alles in jeder erdenklichen Größe kaufen kann. Hier fühlen wir uns wie in einem Mega-Store in den USA.
Zurück in Spanien fahren wir ein ganzes Stück bis nach Espot, wo wir für eine kurze Wanderung halten. Entlang eines kleinen Bachs geht es hinauf bis zu einem wunderschönen Bergsee, an dem wir die Gelegenheit für ein kleines Fotoshooting nutzen.
Nach diesem Ausflug fahren wir über einen hohen Bergpass – ein weiteres Skigebiet – bis nach Vielha und checken dort in unsere nächste (mega schicke) Unterkunft ein. Abends sucht Micha noch ein schickes Restaurant heraus, wo wir die wohl beste Pizza unserer Reise essen.
9. Tag: Erster 3000er Versuch
Noch besser als das überraschend schicke Zimmer ist das Frühstück – unglaublich vielfältig und aufwändig aufgetischt. Wir sitzen etwa 1,5 Stunden und essen und kugelrund. Das Wetter ist heute morgen ohnehin nur mittelmäßig, sodass keine Eile geboten ist.
Am späten Vormittag brechen wir trotz der Wolken auf. Und tatsächlich: Nach der Fahrt durch den Tunnel nach Aneto ist das Wetter plötzlich deutlich besser. Über eine ziemliche Buckelpiste geht es hinauf bis zum Parkplatz an einem Stausee. Zuvor müssen wir aber noch durch einen Grusel-Tunnel, bei dem wir uns nicht so ganz sicher sind, ob man da wirklich durchfahren kann/soll/darf.
Vom Stausee aus wandern wir weiter nach oben in die Berge. Auf rund 2700 Metern ziehen aber zunehmend Wolken herein. Micha ist müde und wir sind auch schon recht spät dran, sodass wir uns entschließen, lieber wieder umzudrehen, statt die geplante Runde über den Pico de Vallibierna durchzuziehen. Obwohl wir den gleichen Weg zurücklaufen, ist es keineswegs langweilig, denn immer wieder lassen sich zwischen den Steinen niedliche Murmeltiere erspähen.
10. Tag: Fahrt nach Broto
Gestern dachte ich noch, wir hätten eine Mücke im Zimmer. Aber heute habe ich so viele juckende, geschwollene Stellen auf der Haut, dass es wohl eine Allergie gegen das Waschmittel des Hotels ist, mit dem die Bettwäsche gesäubert wird?! So etwas hatte ich schon in Unterkünften in Chicago und Prag. „Beulenpest“, sage ich zu Micha. Aber egal, denn die gereizten Stellen verschwinden nach unserer Abreise relativ schnell wieder, also halb so wild.
Das Wetter ist heute wieder spitze. Wir fahren zunächst bis nach Ainsa, wo wir eine kurze Kaffeepause einlegen und erste Blicke auf das nächste Bergmassiv rund um den Monte Perdido erhaschen – traumhaft! Dann geht es weiter bis in das kleine Bergdorf Broto, wo wir schon am Nachmittag einchecken.
Micha ist platt und ruht sich aus, während ich eine Wander- und Joggingrunde auf einen nahen 2000er Berg unternehme. Von dort aus bietet sich eine super Aussicht auf die umliegenden Berge, an denen wir morgen hoffentlich noch weiter hinauf wandern können.
11. Tag: „Königsetappe“ zum Monte Perdido
Großer Wandertag heute. Wir stehen (relativ) zeitig auf, nehmen ein kleines Frühstück im Hotel und fahren hoch zum letzten Parkplatz nach Ordesa. Dann geht es auf zunächst leichtem Waldwanderweg bis zum atemberaubenden Ordesa-Tal und weiter bis zu einem schönen Wasserfall, an dem die meisten Touristen auch schon wieder umdrehen.
Wir gehen weiter den nun etwas anspruchsvolleren Trail hinauf bis zum Refugio Goriz.
Nach kurzer Pause an der Hütte laufen wir weiter steil hinauf Richtung Monte Perdido. Nach insgesamt rund 15 km seit Start am Parkplatz ist Micha wenig später erschöpft. Sie möchte eine Weile sitzen bleiben und dann umdrehen.
Wir sind auf 2600 Meter Höhe und es sind nur 2-3 Kilometer und 750 Höhenmeter bis zum Gipfel. Ich gehe allein weiter. Ab 3000 Metern Höhe wird es zunehmend anstrengend, aber ich krabble Stück für Stück den steilen Schlussanstieg durch ein Geröllfeld bis zum Gipfel. 3350 Meter über dem Meeresspiegel, nahezu keine Wolken und spitzenmäßige Aussicht auf die Berggipfel in alle Richtungen – einfach fantastisch!
Allerdings bin ich jetzt auch spät dran und tatsächlich der letzte, der heute zum Gipfel aufsteigt – denn auf dem Weg nach unten kommt keiner mehr nach. Also gebe ich Gas und jogge die meiste Zeit soweit möglich, um Micha wieder einzuholen. Dabei stürze ich einmal leicht, habe aber nur ein paar Kratzer. Ansonsten macht das Bergabrennen Spaß und ich hole noch einige andere Wanderer ein, die vor mir oben waren.
Erst nach etwa 1,5 Stunden und 1600 Höhenmeter unterhalb des Gipfels hole ich Micha wieder ein. Jetzt bin ich auch ordentlich müde und pausiere kurz. Wir füllen unsere Wasservorräte an dem kleinen Bach auf, der direkt aus den Bergen kommt – super klares Wasser, perfekt zum Trinken. Dann gehen wir den Weg durch den Wald zurück bis zum Auto. Auf dem letzten Stück wird es langsam dunkel und wir hören noch ein paar interessante Geräusche aus dem Wald.
Zurück in Broto gehen wir wie gestern in die spitzenmäßige Pizzeria La Tea, wo wir heute sogar warten müssen, um einen Platz zu bekommen.
12. Tag: Fahrt nach San Sebastian
Heute verlassen wir die Pyrenäen und fahren zunächst in das Städtchen Jaca, wo wir einen kleinen Stadtrundgang machen. Außerdem sehen wir die ersten Pilger, die auf dem Jacobsweg laufen – denn eine der vielen Routen beginnt in hier. Dann fahren wir weiter zur Küstenstadt San Sebastian. Hier am Atlantik ist das Wasser gleich deutlich kühler als zuvor am Mittelmeer.
Wir sehen zu, als eine überraschend starke Welle die Sachen vieler Badegäste wegspült und bestaunen weiter draußen an der Strandpromenade die hohen Wellen, die gegen die Brüstung schlagen – wirklich imposant. Dann gehen wir hoch zum Aussichtspunkt auf dem nahegelegenen Hügel der Altstadt, bevor wir wieder zurück zum Parkhaus schlendern.
Unsere Unterkunft liegt etwas westlich im kleinen Ort Ondarroa. Dort angekommen gehen wir abends noch kurz durch den Ort, wo erstaunlich viele Leute trinken und feiern.
13. Tag: Fahrt nach Las Arenas
Morgens laufen wir etwas am Strand entlang und entscheiden uns dann, nochmal in die Fluten zu springen und im Cafe nebenan ein zweites Frühstück zu genießen. Nach all den Bergtouren fühlt es sich jetzt wie echter Urlaub an.
Mittags fahren wir weiter entlang der Nordküste nach Westen. Im kleinen Ort Orinon legen wir eine Badepause ein. Der Strand ist hier bei Ebbe ganz flach, sodass man im Wasser locker 500 Meter hinauslaufen kann und immer noch Boden unter den Füßen hat. Wir tanken ordentlich Sonne und fahren dann weiter zu unserer Unterkunft in Las Arenas, die am Fuße des Nationalparks Los Picos de Europa liegt. Das Hotel hat hauseigene Schafe, Hunde und ein Pferd (was der Grund war, weshalb Micha hier gebucht hat).
Gegen Abend starte ich zu einer kleinen Joggingrunde, die sich nach dem Loslaufen als steiler, verwucherter, anspruchsvoller Trail herausstellt. Nach 600 Höhenmetern und unzähligen ekligen Spinnennetzen entscheide ich mich, umzudrehen, da schon fast Sonnenuntergang ist und der Trail eher schlimmer als besser wird. Wenigstens ist oben eine schöne Aussicht, sodass sich die Strapazen doch noch gelohnt haben.
14. Tag: Picos de Europa Nationalpark
Wir fahren in den Nationalpark. Die Straße geht zwischen sehr steilen Felswänden kurvig bergauf bis nach Sotres – so kurvig, dass sich Micha nach unserer Ankunft übergeben muss (nicht wegen meines Fahrstils). Doch die Energie stimmt und wir wandern los über schöne Trails entlang endloser Wiesen mit Bergblumen.
Später wechselt das Terrain zu steinigem Trail bis zu einem Zwischengipfel auf 2200 Meter, der super Aussicht auf die schroffen Berghänge der anderen Seite bietet.
Auf dem obersten Stück werden wir von neugierigen Gemsen beobachtet, die scheinbar schon die Erfahrung gemacht haben, dass Wanderer manchmal auch eine kleine Leckerei liegen lassen. Jedenfalls beobachten sie uns aus sicherer Entfernung und gehen dann zum Schnuppern an die Stelle, an der wir gesessen hatten. Touristen-Gemsen eben. Also lasse ich ihnen auch einen Keks da 🙂
15. Tag: Fahrt nach Cabanas
Heute fahren wir ein weites Stück nach Westen bis zum Küstenwald Fragas do Eume. Unterwegs halten wir am Playa del Silencio, der sich allerdings als Pleite herausstellt, denn es stinkt ziemlich übel nach Fisch. Am frühen Nachmittag kommen wir im Küstenwald an und unternehmen dort eine kleine Trail-Wanderung.
Unterwegs haben wir einen kleinen Schreckmoment, als Micha zwei junge Wildschweine sieht und kurz darauf die grunzende Mutter aufkreuzt – doch es bleibt bei einem Schreck, die Tiere rennen zum Glück weg. Später kommen wir noch an dem mehr als 1000 Jahre alten Kloster Mosteiro de San Xoan de Caaveiro vorbei, das erstaunlich gut restauriert wurde und kostenlos zugänglich ist.
Nach der Wanderung fahren wir noch ein kleines Stück bis zu unserem Hotel in Cabanas. Dort machen wir einen kurzen Rundgang an den Strand und zur gegenüberliegenden Seite des Flusses fürs Abendessen.
16. Tag: Fahrt nach Santiago
Es ist bewölkt und kühl. Trotzdem springe ich kurz ins Meer, nur um nochmal kurz drin gewesen zu sein (und ein paar Möwen zu erschrecken, die nicht damit gerechnet hatten, dass plötzlich jemand ins Wasser rennt).
Dann checken wir aus und fahren zum bekannten Pilgerort Santiago de Compostela. Als erstes schauen wir uns dort die modernen Gebäude der Cidade da Cultura de Galicia an, die wir zufällig entdecken. Das Gelände ist allerdings noch eine halbe Baustelle.
Dann stellen wir das Auto im Parkhaus ab und starten den obligatorischen Stadtrundgang zur Catedral de Santiago de Compostela. Auch hier wird gerade gebaut, vorwiegend innen. Wir sehen viele Pilger, die auf dem Platz vor der Kathedrale sitzen oder die gerade ankommen und sich freuen, (endlich) ihr Ziel erreicht zu haben.
Zur Feier des Tages, unser „Pilgerziel“ heil und ohne Pannen erreicht zu haben, essen wir Pizza bei einem guten Italiener und genehmigen uns ein großes Eis.
17. Tag: Zug nach Madrid
Heute heißt es Koffer packen, Auto ausräumen und Abschied nehmen von der guten alten Zitrone. Am Bahnhof geben wir das Auto ab – aber nicht, ohne beim letzten Check unter dem Sitz 20 Euro zu finden, die vermutlich noch vom Vorbesitzer dort lagen. Insgesamt sind wir ab Barcelona 1976 km gefahren.
Mittags nehmen wir den schon vor dem Urlaub gebuchten Zug über Ourense nach Madrid. Anfangs geht es in den Hügeln Nordwest-Spaniens noch ziemlich langsam und etwas holprig voran, aber auf dem flachen und gut ausgebauten Zwischenstück nach Madrid dreht der Zug bis auf 250 km/h auf.
Angekommen in der spanischen Hauptstadt nehmen wir die Metro und checken in unser nettes 4-Sterne-Hotel ein, das wir uns zum Abschluss der Reise gönnen.
18. Tag: Madrid
Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es mit der Metro in die Innenstadt. Micha hat schon einen groben Stadtrundgang geplant, den wir Stück für Stück absolvieren: Angefangen beim Aussichtspunkt auf dem Hügel des Templo de Debot weiter zum Palacio Real de Madrid und über den Plaza Major zum Parque de El Retiro, wo wir eine Pause an einem Fitness-Spielplatz und für ein paar Fotos am See einlegen.
Dann gehen wir noch entlang der Calle Gran Via und fahren per Metro zurück zum Hotel, wo wir leider den Sonnenuntergang knapp verpassen – von der Terasse auf dem Hoteldach aus wäre das ein schöner Abschluss gewesen.
19. Tag: Heimreise
Es geht heute ausnahmsweise mal zeitig raus. Mit dem kostenlosen Hotel-Shuttle geht es zum Flughafen, was eine gute Zeitersparnis ist. In Zukunft also immer 4-Sterne-Hotel vor der Abreise buchen?!
Mit Iberia bzw. Air Nostrum fliegen wir direkt nach Frankfurt und von dort aus geht es per Zug nach Würzburg, wo uns Michas Papa abholt.
Und zack, schon ist der Urlaub wieder vorbei…