Interview-Reise in den USA
1. Tag: Flug nach Miami
07. Februar 2017. Heute geht’s los. Ich fahre mit dem Zug nach Kassel und von dort zum Flughafen Düsseldorf. Von dort gehen regelmäßig günstige Flüge (meine Verbindung nach Miami und zurück von New York nach Frankfurt kostet weniger als 350 Euro).
Ich fliege mit KLM zunächst nach Amsterdam. Dort landen wir mit etwas Verspätung, sodass ich zum Gate rennen muss, da das Boarding für den Flug nach Miami schon läuft. Aber alles klappt. Der Service und das Essen an Bord bei KLM sind überraschend gut, nur der Bildschirm am Platz ist leider defekt. Also quatsche ich mit dem Mann aus Polen, der neben mir sitzt, arbeite am Notebook und genieße die super Aussicht, als wir im Dunkeln auf Miami zusteuern. Ein Meer von Lichtern!
Mit Bus Nummer 150 geht’s für 2,25 Dollar direkt nach Miami Beach. Dort checke ich ins Freehand Miami ein, sortiere ein paar Sachen und ab ins Bett.
2. Tag: Joggingrunde Miami Beach
Jetlag, ich bin ab 3 Uhr wach. Die Zeit nutze ich, um in der Lobby am Notebook zu arbeiten. Beim Frühstück treffe ich eine Gruppe von Metal-Fans aus Augsburg, die gerade auf der Kreuzfahrt „70.000 Tons of Metal: The World’s Biggest Heavy Metal Cruise“ waren. Was es nicht alles gibt.
Dann drehe ich eine kurze Runde am Strand. Nach dem Mittagessen (Toast mit Erdnussbutter) geht es auf eine große Joggingrunde in Miami Beach entlang des berühmten Ocean Drive, dann über die südliche Brücke und einige Luxusanwesen rüber nach Miami Downtown, und über die nördliche Brücke zurück. Insgesamt 27 km, auf denen ich 2 Mal nach Wasser fragen muss, da meine Trinkflasche bei mehr als 25 Grad und Sonne schnell leer ist.
Abends besorge ich mir eine Prepaid-Karte bei AT&T. Nur für den Notfall mit 10 Dollar drauf, falls ich mit den Interviews kurzfristig etwas koordinieren muss. Die alte Nummer von Hawaii war leider verfallen, habe ich erst hier vor Ort bemerkt.
3. Tag: Interview Linda Raschke
Immer noch Jetlag. Jetzt bin ich aber „erst“ um 5 Uhr wach. Also wieder ans Notebook. Dann Frühstück mit Matthew, einem Läufer aus Maine, und einer Kölnerin. Anschließend ist es schon Zeit, auszuchecken. Mit dem Bus geht es zum Flughafen, wo ich meinen Mietwagen abhole, einen Ford Focus.
In Florida gibt eine ganze Menge Mautstraßen. Mit dem „SunPass“ kann man überall einfach durchfahren und zahlt dafür rund 50 Euro pro Woche pauschal den die Mietwagenfirma. Man hat eigentlich keine große Wahl, also zahle ich für dieses Extra und fahre los – direkt auf die erste Mautstraße, den Florida Turnpike Highway nach Norden. Dort kommt man am schnellsten voran in dieser Metropole.
Nach rund 50 km biege ich nach Wellington ab. Um zu Linda’s Haus innerhalb einer eingezäunten Siedlung zu gelangen, muss ich erstmal am Eingangstor meinen Reisepass vorzeigen. Das Interview läuft hervorragend und ist sehr interessant. Ich bin rund 4 Stunden dort und treffe auch ihren Mann und ein paar Freunde, die gerade zu Besuch sind.
Am Nachmittag fahre ich weiter. Ganz in der Nähe, bei West Palm Beach, ist die Sommerresidenz von Donald Trump, Mar-a-Lago. Die muss ich natürlich „besichtigen“. Kurz nachdem ich ein Foto geschossen habe, werde ich aber auch gleich von der Security verscheucht. Ich fahre zurück auf den Turnpike und dann im Dunkeln die lange Strecke bis zur Unterkunft in Kissimmee, wo ich mich unnötigerweise auch noch verfahre und erst spät ankomme.
4. Tag: Cape Canaveral und Disney World
Am Morgen ist es ziemlich kalt. Man merkt gleich, dass Kissimmee rund 300 km nördlich von Miami liegt. Ich fahre nach Cape Canaveral und drehe dort eine lockere Laufrunde. Dann halte ich am etwas versteckten AF Space and Missile Museum, wo auch das Space-X-Gebäude direkt nebenan ist. Am Kennedy Space Center bin ich dann zu spät, das lohnt sich nicht mehr. Dafür halte ich auf dem Rückweg noch in Disney Springs, einer riesigen Einkaufsanlage im Stil eines Erlebnisparks mit kostenlosem Eintritt.
5. Tag: Interview Scott Andrews und Mike Turner
Heute fahre ich zur Orlando Money Show. Das Event findet im luxuriösen Omni Orlando Resort im Ortsteil ChampionsGate statt. Nach den beiden Interviews fahre ich zum Arbeiten zum Starbucks nahe meines Hostels. Von dort aus lässt es sich übers WLAN super per WhatsApp nach Hause telefonieren. Eigentlich unglaublich, was heute alles zum Nulltarif möglich ist, das wir oft als selbstverständlich ansehen.
6. Tag: Interview Richard Weissman
Weiter geht’s nach Tampa. Es ist nur etwa 1 Stunde Fahrzeit, sodass ich zeitig da bin. So habe ich noch Zeit, mir kurz die University of South Florida anzuschauen (wo nichts los ist heute zum Sonntag) und am Lettuce Lake Park zu halten, wo ich einen schönen Boardwalk gehe und das erste Krokodil und eine große Eule sehe.
Dann treffe ich mich mit Richard Weissman zum Mittag. Er hat ein indisches Restaurant vorgeschlagen, Dhaniya Drums im Ortsteil Temple Terrace. Top Essen, spannendes Interview!
Am Nachmittag drehe ich noch eine Runde mit dem Auto. Da es morgen schon weiter geht nach Süden, schaue ich mir heute die Touri-Ecke bei Clearwater Beach an und fahre dann am Meer entlang bis zum Pass-a-Grille Beach, wo ein super Sonnenuntergang geboten wird. Dann auf dem Highway zurück nach Tampa und Checkin im Gram’s Place Hostel, wo ich (mal wieder) jede Menge Deutsche treffe.
7. Tag: Interview Ned Davis Research
Von Tampa aus fahre ich zunächst nach Saint Petersburg. Dort halte ich am Dali-Museum, aber fahre weiter, da es recht teuer ist und ich ohnehin nur wenig Zeit habe. In Sarasota lege ich einen kurzen Stopp ein, um das riesige Kunstwerk „Unconditional Surrender“ am Straßenrand zu fotografieren.
Am Tag zuvor wurde mir der Siesta Beach empfohlen. Ich fahre über die Brücke direkt ans Meer und halte an besagtem „besten Strand der USA“, wie die Schilder schon an der Straße versprechen. Und tatsächlich: Während der Strand rein äußerlich ganz normal aussieht, ist der Sand unglaublich fein, wie Mehl. Ich springe kurz ins Wasser und fülle mir später eine kleine Plastikflasche mit Sand ab, den ich mit nach Hause nehme – besseren Deko-Sand wird man wohl nirgends finden.
Anschließend fahre ich zum Termin bei Ned Davis Research. Schon zu Studienzeiten hatte ich das Buch „Being Right or Making Money“ von Ned Davis gelesen und war fasziniert davon. Ich werde von Robert empfangen, mit dem ich den Termin per Telefon vereinbart hatte. Er führt mich durchs Gebäude und wir treffen sogar Ned persönlich in seinem Büro an. Danach führe ich ein kurzes Interview mit Will, einem der Analysten.
Anschließend fahre ich kurz zum Venice Beach. Die Termine in Florida sind jetzt durch und ich reflektiere das Ganze ein bisschen. Vorläufiges Ergebnis: Was für eine coole Tour!
Auf dem Weg nach Fort Myers schaue ich mir Rotonda an. Dieser Ort war mir auf der Karte aufgefallen, da er aus riesigen, künstlich angelegten Kreisen besteht. Die ganze Stadt ist symmetrisch geplant. Sieht auf der Landkarte ziemlich verrückt aus, aber vor Ort wirkt es einfach wie eine gut strukturierte, große Siedlung.
In Fort Myers checke ich bei Adam ins AirBnB ein. Dabei ramponiere ich seine Garagentür durch unsachgemäßes manuelles Schließen – aber wir bekommen es wieder hin. Dann gibt er mir noch ein paar gute Tipps für den nächsten Tag, danke!
Bevor es in einer Woche nach Chicago geht, habe ich ein paar freie Tage. Zwischendurch nutze ich die Zeit je nach Tagesplanung, um die ersten Interviews zu schreiben, an weiteren Artikeln zu arbeiten und Texte aus der Redaktion zu checken sowie fürs Beantworten von Mails. Es fallen also jeden Tag ein paar Stunden Arbeit an, was ich mir aber ganz gut einteile.
8. Tag: Fahrt nach Florida City
In Fort Myers steht morgens erstmal eine Joggingrunde an. Rund 20 km bis zum Hickey’s Creek Mitigation Park, dort eine kleine Trail-Runde und zurück. Dann kurz in den Pool im AirBnB, wenn man schonmal einen hat.
Im Zentrum von Fort Myers ist die Winterresidenz von Edison und Ford. Ich halte nur kurz, denn dort ist alles voller Rentner – wie übrigens so ziemlich überall an der Westküste Floridas. Das gleiche Bild auf der „Trauminsel“ Captiva. Rentner, Touristen, und alles teuer hier. Gut, dass ich nur auf der Durchreise bin.
Von Fort Myers Beach aus fahre ich auf den Inseln nach Süden. Am Barefoot Beach gibt es dekadente Luxusvillen im zweistelligen Millionenbereich zu sehen. In Naples finde ich tatsächlich einen kostenlosen Parkplatz bei einer Kirche (Tipp von Adam) und schaue mir dort den nahegelegenen Clem Pass Park Boardwalk sowie die Stadt und das Venetian Village an.
Alles ganz schick hier, aber nix zum Leben. Ich bin froh, als ich auf den Highway nach Osten abbiege. Und mir wird wieder mal bewusst, wie wichtig unsere Lebenszeit ist. Zeit und Energie zu haben ist letztlich viel wertvoller als alles Geld der Welt! Das bestätigt sich abends, als ich mit einigen anderen im Everglades Hostel am Lagerfeuer sitze und Marschmellows grille. Es braucht nicht viel, um glücklich zu leben. Wenn man in der Finanzwelt arbeitet, ist es sehr leicht (und sehr schade), das zu vergessen.
9. Tag: Fahrt nach Key West
Heute fahre ich an den Südzipfel der USA. Unterwegs ein Stopp an der Pelican Cove auf Windley Key, am Dolphin Research Center auf Grassy Key und beim Turtle Hospital in Marathon. In Key West checke ich ins teuerste Mehrbett-Zimmer ein, das ich jemals gebucht habe, aber finde wenigstens einen kostenlosen Parkplatz. Das Hotel ist ansonsten super, es gibt einen Starbucks-Kaffeeautomaten und 3 Pools.
Abends srehe ich noch eine Joggingrunde. Unter anderem laufe ich am Little White House vorbei. Interessant ist, dass in der Stadt gerade in Ufernähe überall Hühner herumrennen – ganz ähnlich wie auf Kauai. Als ich zurückkomme, treffe ich meine vier Zimmerkollegen – alles Deutsche (wieder mal). Es sind zwar nur vier Betten im Zimmer, aber einer schläft einfach auf dem Boden. An der Rezeption merkt das ohnehin keiner.
10. Tag: Fahrt nach Florida City
Morgens erstmal eine schöne Joggingrunde. Am Ufer entlang bis zum Flughafen und nochmal vorbei am Key-Wert-Marker, um ein ordentliches Foto zu schießen.
Nach dem Frühstück fahre den gleichen Weg wie gestern zurück. Es gibt schließlich keine andere Straße. Unterwegs ein paar kurze Stopps bei McDonalds (für WLAN), auf Sugarloaf Key bei Saddlebunch Keys (leider nur Spinnen, Moskitos und Morast), Big Pine Key (das gleiche in grün) und West Summerland Key (guter Blick auf die alte, kaputte Brücke). Einen wirklichen Grund, hier zu leben, finde ich nicht – als Tourist ist es ganz schön, mal da gewesen zu sein, aber mehr auch nicht.
Auf Marathon halte ich am Sombrero Beach. Hier ist es ausnahmsweise mal echt schön. Ich schwimme ein paar Runden und quatsche danach kurz mit einem Rentner am Strand (wieder ein Deutscher), der mich anspricht, dass ich als einziger aller Leute am Strand richtig geschwommen bin. Die anderen liegen nur rum oder gehen bis hüfttief ins Wasser – und das trotz top Bedingungen.
Später halte ich am Key Largo Hammock Botanical State Park. Dort drehe ich eine schöne Trail-Runde, auf der es hervorragend nach Wald riecht und ausnahmsweise mal kaum andere Leute anzutreffen sind. Für einen Stopp am Crocodile Lake National Wildlife Refuge ist es dann leider schon zu spät, es ist bereits geschlossen. Ich fahre nach Norden, wo die Einfahrt zum Ocean Reef Club aber nicht möglich ist (Privatgelände). Also weiter über die private Mautstraße zurück zur Unterkunft.
11. Tag: Arbeiten und Ausruhen
Heute ist Arbeitstag am Notebook. Es sind einige Sachen liegengeblieben, die dringend abgearbeitet werden müssen. Das Wetter ist perfekt, also setze ich mich im Garten an den großen Tisch. Allerdings ist man dort auch nie wirklich ungestört. Arbeiten im Starbucks ist da deutlich produktiver.
12. Tag: Startunterlagen abholen
Heute fahre ich nach Fort Lauderdale. Dort ist die Expo zum Marathon, wo es jede Menge Riegel und anderes Essen zum Probieren gibt und die Startunterlagen abzuholen sind. Alles ist top organisiert. Zurück in Florida City schaue ich noch kurz bei der Everglades Alligator Farm und Robert Is Here (einem berühmten Obst- und Gemüseladen) vorbei. Es folgt ein ruhiger Abend, denn morgen geht’s zeitig los.
13. Tag: Marathon Fort Lauderdale
Aufstehen um 4 Uhr, Frühstück, Abfahrt. Es ist Sonntag und so parke ich kostenlos im Parkhaus, das ich tags zuvor entdeckt hatte. Exakt um 05:55 Uhr stehe ich an der Startlinie, um 6 Uhr geht es los – im Dunkeln. Neben mir rennt einer in Sandaletten, verrückt!
Ich laufe eine moderate, konstante Pace. In letzter Zeit habe ich nicht gerade viel trainiert, also lieber auf Nummer sicher gehen. Ab der Halbmarathon-Marke gibt es sogar Gels, so dass ich problemlos durchlaufen kann. Allerdings wurde es gegen Ende bereits ordentlich warm, der zeitige Start war also eine gute Sache.
Im Ziel gibt es eine monströse Medaille. Die Zielverpflegung ist top, sogar Kakaomilch und Proteindrinks sind dabei. Allerdings stehen die meisten Amis lieber an der Burger- und Bierbude an. Ich quatsche kurz mit zwei Läuferinnen aus New York. Dann ab zum (übermäßig klimatisierten) Bus für die Fahrt zurück zum Start, wo mein Auto steht.
14. Tag: Everglades National Park
Mein letzter Tag in Florida. Es ist Presidents Day, und daher sind alle Nationalparks umsonst. Und die Everglades stehen noch auf der To-Do-Liste. Mein Ziel ist Flamingo Bay ganz im Süden. Unterwegs mache ich Stopps an den ausgeschriebenen kurzen Rundwegen.
Angekommen in Flamingo Bay erlebe ich eine Überraschung. Ich hatte mir einen schönen Trail entlang der Küste rausgesucht, öffne die Autotür und will gerade aussteigen, als ein Schwarm extrem aggressiver Moskitos über mich herfällt. Keine Chance. Ich versuche noch, in Richtung Trail zu rennen, um die Viecher abzuschütteln, aber werde sogar beim Rennen permanent gestochen. Die Hölle auf Erden.
Ich war kurz davor, Panik zu bekommen. Auch wenn es sich lustig anhört, diese Moskitos sind echte Killer. Ich renne zurück zum Auto. Tür zu, Motor an und los. Dann gleich die Fenster runter, denn im Auto sind auch noch etwa 20 dieser Viecher. Zum Glück zieht der Fahrtwind die meisten nach draußen. Am Visitor Center halte ich an und erledige die letzten Moskitos im Auto.
Dann fahre ich wieder zurück. Keine Chance, heute hier etwas zu unternehmen. Ich sehe einige Leute, die mit Komplett-Körperschutz und Gesichtsnetz herumlaufen. Ich dagegen hatte kurze Hosen und ein T-Shirt an und war ein gefundenes Fressen für die Moskitos. Allerdings hatte ich wohl auch Pech, dass gerade eine Hitzewelle war und es daher besonders viele dieser Monster gibt.
15. Tag: Flug nach Chicago
Zeitig raus und ab zum Flughafen. Beim Einchecken fällt mir der gesamte Inhalt meiner Tasche inklusive Notebook runter. Zum Glück geht nichts kaputt. Der Flug klappt perfekt und ich komme mittags an. Nach ein paar Stunden Arbeit am Notebook bei McDonalds (gar nicht mal schlecht) checke ich im Freehand Chicago ein. Das Wetter ist erstaunlich warm, also laufe ich gleich noch eine Erkundungsrunde durch die Stadt – echt klasse.
16. Tag: Interview Conor Meegan
Frühstück gibt’s leider im Keller, aber dafür ist Obst dabei. Nicht gerade selbstverständlich in den USA. Ich laufe zum Hancock Tower und fahre hoch in den 60.+ Stock zum Signature Room, wo die Aussicht super sein soll. Allerdings muss man dort erst etwas bestellen.
Ich lasse es bleiben und gehe stattdessen eine Runde joggen. Es ist heute so warm, dass ich Leute mit freiem Oberkörper laufen sehe. Eigentlich völlig undenkbar im sonst eisigen Chicago. Dann sehe ich sogar 3 Mädels aus dem Lake Michigan steigen – ich glaube, dieser Tag ist eine Art Hitzerekord für Februar.
Am frühen Nachmittag ist der Termin mit Conor Meegan. Wieder läuft alles prima. Auf dem Hin- und Rückweg schaue ich mir verschiedene Teile der Innenstadt an, die im Prinzip nur aus Wolkenkratzern besteht. Abends schnappe ich mir einen klassischen Hot Dog im Local Diner „Portillo’s“, das mir mein Zimmerkollege Jonah empfohlen hat.
17. Tag: Interview Rob Smith
Ich fahre mit der U-Bahn nach Ravenswood. Ab Mittag sitze ich neben Rob vor seinen 16 Bildschirmen (wenn ich mich nicht verzählt habe) und frage ihn aus, während er nebenbei den Markt analysiert und über den Chat mit anderen Tradern spricht. Ein wirklich spannendes Interview mit einigen guten Ideen.
Nachmittags drehe ich noch eine Laufrunde in Chicago. Inzwischen ist das Wetter nasskalt, aber ich spule trotzdem knapp 20 km ab. Man hat schließlich nicht alle Tage die Chance, mit Blick auf eine Stadt wie Chicago zu trainieren.
18. Tag: 3 Interviews an der CME
Heute stehen mehrere Termine an. Zuerst treffe ich mich mit Michael Shore und seiner Kollegin Liz im CME-Verwaltungsgebäude. Dann geht’s zum nur wenige Minuten entfernten Trading Floor, wo ich Alan Knuckman treffe, der mich mit aufs Parkett nimmt. Klasse, das wollte ich unbedingt mal live sehen! Heute ist hier kaum noch was los, aber früher war es ein einziges Gedränge. Anschließend noch ein Interview mit dem erfahrenen Floor Trader Larry Maloney in einer Bar gleich neben dem Gebäude.
19. Tag: Flug nach New York?
Ich gehe nochmal joggen und unterhalte mich mit dem neuen Zimmerkollegen, Kim aus Südkorea. Dann checke ich aus und esse nebenan noch die Original Deep Dish Pizza bei Uno’s, wo es erfunden wurde. Ehrlich gesagt leider eine Enttäuschung, aber den Versuch war’s wert.
Dann nehme ich die U-Bahn zum Flughafen. Dort stelle ich fest, dass mein Flug gestrichen wurde, aber zum Glück übernimmt Delta die Hotelunterbringung im luxuriösen Westin inklusive Essensgutscheinen. Kein schlechter Deal also. Nur den Interviewtermin für morgen Vormittag muss ich verschieben.
Beim Abendessen beobachte ich eine komische Szene. Zwei Frauen, offensichtlich leicht angetrunken, sitzen mit ihren kleinen Kindern am Tisch und beschweren sich über die Bedienung. Auch ich merke, dass die Angestellten mit wenig Begeisterung bei der Sache sind, aber würde mich niemals darüber aufregen. Was wohl dahintersteckt, ist ein Problem, das sich einige Male in den USA beobachte: Menschen mit vergleichsweise schlecht bezahlten Jobs müssen das ganze Jahr über ackern, um überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen. Dabei sehen sie die ganze Zeit reiche Leute, die sich die teuren Sachen problemlos leisten können – das ist auf Dauer sehr ernüchternd.
Ich kann beide Seiten verstehen. Die einen zahlen viel Geld und sind nicht zufrieden, und die anderen haben viel Arbeit mit wenig Ergebnis sowie den ständigen sozialen Vergleich vor Augen und nicht ebenfalls nicht zufrieden. Keine gute Voraussetzung für eine stabile Gesellschaft.
20. Tag: Interview Anthony Crudele
Mit dem Shuttle fahre ich zurück zum Flughafen. Diesmal klappt alles. Fast hätte ich sogar nochmal umbuchen und dafür 400 Dollar Prämie kassieren können, aber meine Reaktion war leider etwas zu langsam. Beim nächsten Mal weiß ich, wie es geht!
Statt nach JFK fliege ich nun nach La Guardia. Von dort mit dem Bus zur U-Bahn und direkt zum Times Square. Boom, mitten drin im Chaos. Ich gehe ins Marriott Marquis, wo ich mich mit Anthony Crudele treffe. Alles klappt perfekt, ich bin positiv überrascht.
Dann laufe ich zur Wohnung von Thomas und Vroni. Wir kennen uns vom Triathlon-Training in Würzburg, die beiden sind für 2+ Jahre zum Arbeiten in New York. Sie wohnen super zentral an der 1. Avenue in Manhattan. Abends gehen wir essen beim Mexikaner um die Ecke, Baby Bo’s Cantina.
21. Tag: Interview Matt Choi
Morgens erstmal eine schöne Laufrunde um Manhattan. Nach dem Frühstück gehe ich wieder zur Traders Expo am Times Square und treffe Matt Choi zum Interview. Danach schaue ich auf der Expo vorbei und treffe einige Autoren wie Alan Ellman, meinen Interviewpartner Conor Meegan aus Chicago und Anthony Crudele vom Interview gestern. Später schaue ich mir noch den Vortrag von Denise Shull und John Netto an.
Abends dann Burger essen mit Thomas und Vroni. Das war schon lange geplant. Mit der Fähre geht’s über den East River mit toller Aussicht auf die Stadt. Wir gehen ins The Brew Inn in Greenpoint im polnischen Viertel, top Burger dort.
22. Tag: Interview Jonathan Krinsky
Mein letztes Interview auf dieser Reise. Vormittags habe ich Zeit zum Arbeiten und lese einen visionären Artikel über Künstliche Intelligenz, den Thomas mir geschickt hat. Anschließend geht’s zum Büroturm an der Grand Central Station, wo ich den Interviewtermin mit Jonathan Krinsky habe.
Dann schaue ich nochmals zur Expo. Dort gehe ich zum Vortrag von Joe Fahmy und Tom Sosnoff. Auf dem Rückweg noch ein 1000-Kalorien-Oreo-Milchshake bei Johnny Rockets, das musste ich testen.
23. Tag: Fahrt nach Boston
Der Februar ist rum, wir haben den 1. März. Bevor es zurück nach Hause geht, mache ich noch einen Abstecher mit dem Bus nach Boston. Ich laufe früh morgens 30 Minuten bis zur Haltestelle, von der aus es für 10 Dollar nach Boston geht. Der Fahrer rast wie der Henker, aber wir kommen heil an.
Ich checke im Hostel ein und gehe erstmal joggen. Das ist immer super, um eine neue Stadt zu erkunden. Zuerst geht’s entlang des berühmten Freedom Trail, der an vielen historischen Punkten entlang führt. Ich sehe die USS Constitution, das erste Kriegsschiff der USA aus dem Jahr 1797, und den historischen Bunker Hill. Danach hänge ich noch die Runde dran, die mein Kumpel Joko mir empfohlen hat.
Abends nehme ich die U-Bahn nach Cambridge. Dort treffe ich Joko, der dort gerade für ein Jahr arbeitet. Wir hören uns kurz einen Talk an der Harvard Kennedy School an, der aber etwas langweilig ist, und schauen dann über dem Campus. Man kann leicht erkennen, dass an dieser Uni viel Geld im Spiel ist. Danach gehen wir noch Burger essen mit Joko’s Kumpel Oli. Den finalen Milchshake von Shake Shack hätte ich mir aber sparen sollen – Zahnschmerzen hinterher, wohl wegen einer Überdosis Zucker.
24. Tag: Joggingrunde Harvard und MIT
Morgens erstmal ein paar Sachen am Notebook abarbeiten. Dann Joggingschuhe an und los. Ich laufe zur Harvard Business School, wo auch das Harvard Stadium ist, und dann auf der anderen Flussseite am MIT vorbei zurück.
Nachmittags nochmal Treff mit Joko in der Stadt. Später sitze ich zum Essen im Subway und sehe zufällig auf Facebook, dass Caro aus dem Triathlon-Verein in Würzburg dringend über Nacht eine Scicon-Radbox für ihren Flug ins Trainingslager braucht. Ich habe eine zu Hause in Würzburg, und es klappt tatsächlich, das von hier aus zu koordinieren.
Abends geht dann doch noch etwas schief. Ich arbeite lange am Notebook an Korrekturen für ein Magazin und trinke dabei zu viel Kaffee. Als ich um 24 Uhr fertig bin, kann ich dann ewig nicht einschlafen. Notiz an mich selbst für die Zukunft.
25. Tag: Fahrt nach New York
Checkout, U-Bahn nach North Quincy, und mit dem Bus zurück nach New York. Der Verkehr in und um New York ist einfach nur irre, es ist im Wesentlichen alles ein großer Super-Stau. Keine Ahnung, wie man das tattäglich aushalten kann. Ich bin dieses Jahr schon zum 4. Mal in New York, aber nach ein paar Tagen immer wieder froh, wenn ich zurück nach Hause fliegen kann.
Der letzte Abend in den USA bricht an. Ich treffe mich mit Joko, der das Wochenende in New York verbringt, am Rockefeller Tower. Wir fahren hoch zur Bar, dem Rainbow Room, und genießen die super Aussicht (danke Thomas für den Tipp). Allerdings ist es schweinekalt und sehr windig.
26. Tag: Flug nach Frankfurt
Knapp 4 Wochen bin ich jetzt unterwegs. Es war eine anstrengende Tour. Ich bin müde und froh, dass es heute nach Hause geht. Vormittags mache ich noch eine kleine Souvenir-Einkaufsrunde mit Thomas. Dann die noch fehlende Joggingrunde im Central Park, wo ich unterwegs sogar eine Pro-Trump-Demo sehe (und das in New York), Mittagessen und ab geht’s mit der U-Bahn zum Flughafen.
Erstmals erwische ich den ungeliebten Mittelsitz im Flieger. Aber halb so wild, es sind nur knapp 7 Stunden Flug. Ich schaue mir einen Kurzfilm über den Mars an sowie eine Reportage über Inseltiere und den Film Queen of Katwe, der überraschend gut ist.
Wir landen am nächsten Morgen in Frankfurt. Jetzt noch im etwas überfüllten Zug nach Würzburg. Zack, Tour geschafft. Ich gehe gleich abends noch zum Schwimmtraining, um mich besser zu an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Mit Erfolg, nahezu kein Jetlag diesmal.