Trainingslager Italien
Über Ostern fahren wir ins Trainingslager nach Cervia in Italien. Im Vordergrund stehen Grundlageneinheiten auf dem Rad und beim Laufen. An unseren insgesamt 8 Trainingstagen läuft von der Unterkunft über die Verpflegung und die gesamte Organisation alles optimal. Und auch von den Trainingsumfängen her kommt jeder auf seine Kosten.
1. Tag: Anreise nach Cervia
Es ist Karfreitag, der 30. April. Um 02:45 Uhr morgens holt mich Lukas an der Talavera ab. Wir fahren zum Treffpunkt am Parkplatz neben dem Adami-Schwimmbad. Von dort starten wir gemeinsam mit Thomas, Sebastian und Sarah im Vereinsbus des SV Würzburg 05 zu unserem Trainingslager. Ebenfalls an Bord sind unsere Fahrräder, die wir gestern schon verladen haben.
In der Nähe von Ochsenfurt steigen dann noch Julian und Micha zu. Damit ist unser Bus jetzt mit 7 Personen voll beladen und wir rollen durch die Nacht nach Süden in Richtung Österreich. Mit Schlafen klappt es leider nicht. Stattdessen frieren wir hinten im Bus, da die Heizung nur vorn im Cockpit läuft und die Kälte von unten nach innen kriecht.
Wir fahren über den Fernpass in Österreich nach Innsbruck. Dort gibt es endlich eine Pause zum Aufwärmen im McDonald’s, wo wir auch die anderen Teilnehmer unseres Trainingscamps treffen: Micha Nr. 2, Lea, Eltern und Bruder von Lukas und zwei Sportler des Lichtenfelser Vereins, Mario und Joe. Den Rest der Strecke haben wir Tageslicht und ich kann mein für die Reise eingeplantes 650-Seiten-Buch bis zur Hälfte lesen. Gegen 14 Uhr kommen wir nach etwas Stau am Hotel Dante in Cervia an.
Cervia liegt direkt an der Adriaküste nördlich von Rimini. Wir haben Glück mit der Anreisezeit und sind gerade noch rechtzeitig zum Mittagsbuffet. Nach dem Checkin ist sogar noch Zeit, eine erste kleine Radrunde zur Orientierung zu drehen. Ich fahre mein Rennrad wie immer mit Plattform-Pedalen und in Joggingschuhen, was zwar etwas Kraft kostet, aber auch einen guten Trainingseffekt hat. Außerdem läuft es sich in den Kaffeepausen einfach angenehmer als mit den Klicks.
Vor dem Abendessen erkunde ich noch auf eigene Faust den Strand, um herauszufinden, ob meine Wade wieder in Ordnung ist. Letzte Woche hatte ich im Weinberg einen falschen Schritt gemacht und mir eine kleine Zerrung zugezogen. Aber heute läuft es gut.
Um 19:30 Uhr geht es zum Abendessen, ein hervorragendes Buffet. Hier werde ich von nun an jeden Abend ordentlich Futter nachladen. Nach dem Essen kommt die Müdigkeit nach dem langen Reisetag und es geht direkt ab ins Bett.
2. Tag: Radrunde durchs Hinterland
Mein Tagesablauf ist in unserer Trainingswoche meist ähnlich: Zeitig raus, Joggingrunde (nüchtern), Frühstück, Radfahren. Manchmal anschließend noch eine zweite Laufrunde und/oder Sauna. Später gebe ich die verschwitzten Klamotten des Trainingstages im Wäscheservice des Hotels ab, wo sie bis zum nächsten Morgen gewaschen und getrocknet sind. Ein super Service! Dann ausgiebiges Abendessen inklusive italienischem Feinschmecker-Dessert „Gelber Schwabbel“, noch eine kurze Teambesprechung für den nächsten Tag und zeitig ins Bett zum Regenerieren (8 bis 9 Stunden Schlaf).
Heute morgen sind es 10 km locker am Strand, wieder keine Probleme mit der Wade. Da ich für dieses Jahr den Einstieg ins Ultra Running plane, versuche ich, möglichst hohe Umfänge bei niedriger Intensität abzuspulen, um Stück für Stück die harten Strukturen im Körper aufzubauen. Dabei sind Laufen und Radfahren ein guter Mix, da es verschiedene Bewegungsabläufe umfasst und ich auf dem Rad sogar etwas vom Laufen regenerieren kann. Nur die Gesamtbelastung für den Körper und vor allem für das Nervensystem ist natürlich recht hoch. Daher der möglichst lange Schlaf jede Nacht zum Erholen.
Nach dem Frühstück geht es zur ersten größeren Radrunde ins Hinterland. Anfangs regnet es kurz, aber dann wird es eine sonnige Tour durch schöne Landschaft.
Nach rund 110 km sind wir zurück und es ist Zeit für eine zweite Laufrunde. Danach gebe ich die Wäsche ab und teste noch die Sauna im Wellness-Bereich, bevor es zum Abendessen geht.
3. Tag: Glück mit dem Wetter
Heute ist der 1. April, und tatsächlich denkt vor lauter Training niemand daran, einen Aprilscherz aufzulegen. Morgens bei meiner Laufrunde ist es kalt und regnerisch, echtes Mistwetter.
Später wird es zum Glück besser und wir fahren rund 100 km in der Sonne. Zurück am Hotel hole ich mir ein schönes, großes Eis am Cafe nebenan.
Nachmittags dann noch eine Laufrunde, bei der ich mich etwas verschätze. Bis zum großen Park in Cesenatico ist es weiter als gedacht. Und auf dem Rückweg komme ich nicht über den Kanal und muss einen Umweg nehmen. So werden es dann insgesamt 25 km. Gerade noch machbar ohne Wasserflasche.
4. Tag: Radrunde über 4 Berge
Erst Joggingrunde, dann Frühstück. Zusammen mit Micha erfinde ich am Frühstückstisch einen lustigen Spruch, der sich als Running Gag durch die verbleibenden Tage des Trainingslagers ziehen wird: „Buon Giorno“ heißt bekanntlich „Guten Tag“ auf italienisch. Wir machen daraus „John Borno“, und später „John Porno“. Ich bin mir sicher, dass die Italiener einige Male komisch geschaut haben, als sie uns bei diesem netten Morgengruß hören konnten. Jedenfalls hat der Spruch aber für gute Stimmung in der Gruppe gesorgt.
Aber zurück zum Training. Heute ist top Wetter. Wir fahren insgesamt knapp 160 km über 4 Berge mit zusammen rund 2000 Höhenmetern. Die Tour ist gut machbar, da wir zwei ausgedehnte Cappuccino- und Essenspausen einlegen. Alle aus der Gruppe kommen gut mit, sodass es eine schöne Trainingsfahrt ist. Nur an den Bergen zieht sich das Feld etwas auseinander.
Kurz vor unserer Ankunft zurück in Cervia fahren wir in einen Mega-Stau in Cesenatico hinein, der sich mehr oder weniger über die ganze Stadt erstreckt. Das ist der Abreiseverkehr der Oster-Urlauber am Nachmittag des heutigen Ostermontags. Wir müssen zum Teil absteigen und schieben, ziemlich nervig. Zurück im Hotel fehlt mir dann die Lust auf eine Laufrunde und ich gehe stattdessen in die Sauna.
5. Tag: Ausflug nach San Marino
Heute ist Ruhetag. Nach meiner Joggingrunde mit Lukas und Sebastian und dem Frühstück fahren wir mit dem Bus nach San Marino. Der Mini-Staat rund um den markanten Berg Titano (750 Meter hoch) ist die älteste Republik der Welt.
Nach unserem Einkaufsbummel in San Marino geht es noch ins riesige Romagna Shopping Valley und zum kleinen Radladen Cicli Boghetta in Bellaria. Zurück im Hotel drehe ich noch eine Laufrunde, aber die Beine fühlen sich jetzt wirklich schwer an.
6. Tag: Arbeit am Notebook
Heute morgen muss ich meine Joggingrunde im Regen drehen. Ich bin ziemlich langsam und die Beine sind schwer. Der perfekte Tag, um am Notebook zu arbeiten. Ich setze mich bis zum späten Nachmittag an einen ruhig gelegenen Tisch im Hotel und kann einige Sachen erledigen. Um 14 Uhr kommen Micha und Julian vorbei und wir legen eine ausgedehnte Mittagspause am Buffet ein. Nach der Arbeit geht’s noch kurz in die Sauna und dann zum Abendessen.
7. Tag: Fahrt nach Montebello
Kein Jogging heute morgen, da für mittags Regen gemeldet ist und wir schon um 9 Uhr aufs Rad wollen. Anfangs fällt es mir sehr schwer, Druck aufs Pedal zu bringen, da mein Magen nach dem doch etwas übermäßigen Frühstück rebelliert. Ganz locker fahre ich daher den ersten Anstieg hinauf. Bergab ist dagegen kein Problem, da rollt es von allein.
Unsere Runde führt später hinauf zum kleinen Ort Montebello, schön auf der Spitze eines der markanten Hügel gelegen.
Wir sind rechtzeitig zum Mittagessen wieder im Hotel. Das Wetter hält jetzt doch ganz gut, sodass ich mich entschließe, noch eine lange Laufrunde zu drehen. Am Ende werden es 40 km quer durch den großen und den kleinen Pinienwald nahe in Cervia sowie ein Stück am Strand. Die anderen haben den Nachmittag für ein ausgedehntes Volleyball-Spiel genutzt.
8. Tag: Fahrt zum Carpegna Park
Letzter Trainingstag. Heute steht eine besonders große Runde an. Da wir wieder um 9 Uhr losfahren, fällt die morgendliche Joggingrunde aus. Geplant ist eine lange Fahrt hinauf zum Carpegna Park und zurück über die bekannte Festungsstadt San Leo. Alles klappt optimal, bis wir oben am Carpegna Park den ersten Schnee sehen.
Beim Versuch, bis ganz nach oben zur Bergspitze zu fahren, müssen wir dann aber umkehren, weil der Schnee tatsächlich noch knietief auf dem schmalen Weg liegt.
Auf der Rückfahrt halten wir noch im kleinen Ort bei der Festung San Leo, die sehr beeindruckend aussieht und viele Touristen anlockt. Von dort aus machen wir bis zurück zum Hotel einen Zug auf und fahren in hohem Tempo in Einerreihe vorn abwechselnd auf Druck. Das ist nochmal ein schöner intensiver Abschluss des Radtrainings. Ganz am Ende setzen wir mit zwei Sprints noch einen drauf. Insgesamt komme ich für die gesamte Trainingswoche auf 665 Radkilometer.
Zurück im Hotel ist eigentlich die Luft raus. Ich gehe trotzdem nochmal eine Stunde locker auslaufen, was sich aber jetzt ziemlich schwer anfühlt.
9. Tag: Abreise
So schnell ging das Trainingslager vorbei. Zum Abschluss schaffe ich es ein letztes Mal, um 6 Uhr aufzustehen und meine Joggingrunde zu absolvieren. Damit sind es jetzt insgesamt 180 Laufkilometer in 8 Tagen, womit ich absolut zufrieden bin.
Nach dem Frühstück verladen wir Räder und Gepäck und ab geht’s nach Hause. Die einzige Pause ist wieder beim McDonald’s nahe Innsbruck, wo unsere beiden Fahrer Lukas und Thomas durchwechseln. Danke euch beiden für die perfekte Fahrt auf dem Hin- und Rückweg! Während der Fahrt schaffe ich es auch, die zweite Hälfte meines Buchs zu lesen.
Insgesamt war es ein perfektes Trainingslager. Keine Stürze, keine Verletzungen, keine Pannen. Noch nichtmal ein einziger Platten in der gesamten Gruppe. Danke vor allem an Lukas für die Planung der Radtouren, die vielen guten Bilder und die Organisation des ganzen Camps!